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Byzantinischer
Einfluss.
der Anwesenheit griechischer Arbeiter, indem der Bio-
graph des Bischofs Meinwerk von Paderborn bei Erwäh-
nung der Bartholomäuskapelle am dortigen Dome aus-
drücklich bemerkt, dass sie durch griechische Werk-
leute erbaut sei k). Meinwerk sass von 1009 bis 1036
auf dem bischöflichen Stuhle, sein Lebensbeschreiber war
ein Paderborner Mönch vom Anfange des folgenden Jahr-
hunderts, der über die näheren Umstände des Baues wohl
unterrichtet sein konnte. Seiner Anführung wird daher
eine ältere Nachricht zum Grunde gelegen haben. YVie
aber diese entfernten Arbeiter hieher gekommen, ob gerufen
oder von selbst, darüber schweigt er gänzlich, obgleich es
nahe gelegen hätte, auch darüber zum Ruhme seines Bi-
schofs sich zu äussern. Man hat die Vermuthung ausge-
sprochen, dass unter der Bezeichnung von Griechen hier
Süditaliener aus den von Byzanz beherrschten Gegenden
emeint seien k? was in der That nicht unwahrscheinlich
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ist. Wie dem aber auch sei, jedenfalls hat die oben be-
reits erwähnte Kapelle einen, zwar von anderen gleichzei-
tigen Bauten abweichenden Styl, der aber mehr auf eine
Nachahmung altrömischer als byzantinischer Bauart hin-
deutet, und der, wie wir ebenfalls schon früher gesehen
haben, keine weitere Nachfolge hatte, sondern dem roma-
nischen Style alsbald wich. Freilich finden wir auch in
der Lebensbeschreibung des gleichzeitigen Bischofs Gode-
Vita Meinwerci (ed. Brower): Capellam quandam, capellae in
honore sancte Mariae a Geroldo Garoli magni Imp. consanguixieo con-
tiguam, per operarios Graecos construxit, camque in honore
Sancti Bartholomaei Apostoli dedicavit. Gobelinus Persona, ein Schrift-
steller des fünfzehnten Jahrhunderts, verdreht offenbar diese Stelle,
wenn er die Erbauung durch griechische Werkleute auf die zu Karls
des Grossen Zeit errichtete Kapelle bezieht, und Fiorillo (Gesch. d. z.
K. in D. Th. I, S. 19] folgt diesem späteren Schriftsteller, ohne ihn
zu berichtigen.
H) Kreuser, der christliche Kirchenbau, Bonn 1851, S. 317.