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Byzantinischer
Einfluss.
mer dieser Eroberung bedachten ohne Zweifel die Kirchen
ihrer Heimath i). Der lebendigere Verkehr mit dem Orient
und die reichere Importation byzantiniseher Werke fällt
also erst in die zweite Epoche und mithin in eine Zeit,
WO die abendländische Kunst bereits einen entschiedenen
Charakter angenommen hatte. Von dem Wenigen aber,
das in früherer Zeit hieher gelangt sein kann, ist ein er-
heblicher, allgemeiner Einfluss nicht zu vermuthen. Eben-
sowenig ist ein persönlicher künstlerischer Verkehr mit
dem byzantinischen Reiche wahrzunehmen. In vielen Fällen
wird erzählt, dass die Aebte und andere Bauherren der
nordischen Länder fremde Künstler herbeigerufen, um ihre
Werke zu schmücken; dabei werden wohl Italiener, nicht
aber Griechen genannt. S0 brachte schon im siebenten
Jahrhundert der Bischof Wilfried zur Erbauung der Kirche
von Hexham Bauleute und andere Künstler aus Rom, Ita-
lien, Frankreich und anderen Ländern Sein Zeitge-
nosse, der Abt Beda, rief aus Gallien, vielleicht aus der
Provence, Maurer, die nach römischer Sitte bauen
konnten 2:341). Karl der Grosse, beim Bau des Aachener
d) S. das Verzeichniss der an Innocenz III. gelangten Werke
dieser Art bei Hurter I, 662. Philipp August überlies die Geschenke
der Abtei von St. Denis. Auch die heilige Kapelle zu Paris, die Kir-
chen zu Rheims, Soissons, Troyes, Clairvaux erhielten auf anderem
Wege einen Antheil an dieser Beute. Du Somerard, Part au moyen
age IV, 377 ff.
im] Richard Hagulst. lib. 1, c. 5, anno 673. De Roma quoque
et de Italia et Francia et de aliis terris, ubicumque invenire po-
terat (also auf eigenen Reisen) caementarios et quoslibet alios indu-
strios artifices secum retinuerat et ad opera sua facienda secum in
Angliam adduxerat.
Vgl. oben Band III, S. 484. Der zuweilen von den Chro-
nisten gebrauchte Ausdruck: more romano scheint nur auf die An-
wendung von Quadersteinen, deren regelmässige Gestalt man an antiken
Gebäuden fand, gedeutet werden zu müssen. Basilicam (die im Jahre
1632 errichtete Amantiuskirche zu Rouen) non gallicano ritu minutis
et rudibus, sed quadratis ac dedolatis lapidibus exstruendam