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Byzantinischer
Einfluss.
niederliessen, wegen ihrer Kenntniss griechischer Buchsta-
ben gesucht wurden. Selbst Uebersetzungen der griechi-
schen Schriften kamen erst spät auf dem Umwege arabi-
scher Studien ins Abendland 9c]. Diese [Tnbekanntschaft
mit dem Griechischen dauerte das ganze Mittelalter hin-
durch. Selbst zu Petrarca's Zeit waren, nach seiner eige-
nen Angabe, nur zehn Personen in Italien, welche den
Homer zu lesen verstanden; in der Epoche, von der wir
jetzt reden, konnte Niemand im Abendlande sich dessen
rühmen. Dagegen bestand allerdings ein mercantilischer
Verkehr zu allen Zeiten; Seidene Stoffe, Teppiche und an-
dere Luxusartikel griechischer Fabrication waren stets bei
den Grossen beliebt. Aber auch in dieser Beziehung hatte
Deutschland und überhaupt der Norden Europas keine di-
recte Verbindung mit dem morgenländischen Reiche M),
man bezog diese Waaren aus Italien, namentlich war Ve-
nedig der Stapelplatz. Luitprand, dem man während sei-
ner Gesandtschaft in Constantinopel prunkend die Erzeug-
nisse des griechischen Kunstfleisses zeigte, antwortete, dass
er das Alles in Venedig gesehen habe.
Theils auf dem WVege des Handels, theils durch Ge-
schenke der Fürsten kamen dann auch griechische Kunst-
werke in unsere Länder M495). Karl der Grosse und seine
nächsten Nachfolger erhielten dergleichen herkömmlicher
Weise durch die Gesandten des kaiserlichen Hofes, und
unter den Schätzen, welche 'l'heophanu nach der Erzählung
1') Vgl. überhaupt Hallam, Geschichte
Mittelalter, franz. Uebers. I, 88 ff.
Literatur
der
Europafs
im
Dies wird für Frankreich unter Anderem dadurch erwiesen,
dass man (einen einzigen Fund von zwölf Kupfermiinzen des Kaisers
Johannes Zirnisees in Perigueux ausgenommen) in Frankreich keine
byzantinischen Münzen gefunden hat. F. de Verneiih, Archit. byzant.
en France, p. 128.
Einige Beispiele bei Rumohr lt. Forsch. I, 218 u. 315.