Literarischer
Verkehr.
569
Constantinopel, verdirbt seinen ohnehin schwülstigen latei-
nischen Styl mit griechischen Ausdrücken, und auch die
Angelsachsen lieben es, in ihrer pomphaften Redeweise
gewisse aus dem Griechischen entlehnte Wörter anzubrin-
gen k]. Aber dieser eitle Gebrauch beruhete nicht auf tie-
ferer Kenntniss, nicht auf unmittelbarem Verkehr mit den
Griechen, sondern nur auf der Ueberlieferung einzelner
griechischer Worte durch den Gebrauch der älteren Kirche,
oder auf einzelnen Anführungen der Kirchenväter oder latei-
nischer Autoren. Die Trennung der Kirchen machte vol-
lends der literarischen Verbindung ein Ende; man verstand
sich. nicht mehr Der Bilderstreit im byzantinischen
Reiche hatte allerdings, wie ich schon erwähnt habe, die
Auswanderung griechischer Mönche und ihre Aufnahme im
Abendlande zur Folge. In Rom wurden ihnen Klöster ein-
geräumt fügt], noch im elften Jahrhundert linden Wir in der
Diöcese Toulon ein griechisches Kloster Allein die
Bekanntschaft mit griechischer Literatur wurde dadurch so
Wenig gefördert, dass im elften Jahrhundert sogar die be-
deutendsten Gelehrten nicht mehr griechisch lesen konnten,
und die irischen Mönche, welche sich auf dem Festlande
i") Wie Wilhelm v. Malmesbury in einer ohnehin merkwürdigen
Stelle im Leben des Aldhelmus bemerkt; Graeci involute, Romani
splendide, Angli pompatice dicere solent. Id in omnibus anfiquis
chartis est animadvertendum qnantum quibusdam verbis abstrusis ex
Graeco petitis deleeteutur. Schlosser, Gesch. d. M. A. II, 2, S. 26.
M) Felix de Verneilh, Archit. byz. en France p. 126, bringt ein
Beispiel bei, dass um 1034 zwei griechische Mönche vom Berge Sinai
im westlichen Frankreich reisten. Allein sie waren nicht Künstler, und
selbst bei ihrem kurzen Aufenthalte trat Zwist über Glaubensfragen
zwischen ihnen und ihren lateinischen Brüdern ein.
Leo Allatius, de perpetua consensione, Lib. I, c. VI, Nro.
31 (Colon. Agr. 1648, p. 122).
1'] Gallia cristiana I, 744. Anno MXL testis fuit (Deodafus
episcopus] donationis ecclesiae de Auriol monachis graecis.