Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 2)

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Byzantinischer 
Einfluss. 
ihnen schmeichelte, zum Gespötte machte. Diese seine 
gräcisirende Richtung ging indessen auf das deutsche Volk 
nicht über, und als der junge König, Wie schon vor ihm 
Karl der Kahle, byzantinisches Ceremoniell annehmen wollte 
und beim Festmahle seine Tafel auf erhöhter, einsamer 
Stelle errichten liess, erregte er Missfallen  Das Volk 
stiess also die byzantinische Sitte zurück; und dabei blieb 
es auch. Während der Kreuzzüge zeigte sich die gewal- 
tige Verschiedenheit abendländischer und orientalischer Ge- 
bräuche. Selbst die Sprache der Griechen war im Abend- 
lande fast unbekannt; die Studien der Gelehrten beschränkten 
sich auf das Lateinische. Schon Alcuin hatte nur geringe 
Kenntniss des Griechischen. Karl der Grosse selbst ver- 
stand es, ohne es zu sprechen. Als er eine seiner Töchter 
dem byzantinischen Kaiser vermählen wollte, als später für 
eine Prinzessin des ottonischen Irlauses, Hedwig, das 
Gleiche beabsichtigt wurde, liess man Griechen aus By- 
zanz kommen, um diese Damen in ihrer künftigen Landes- 
sprache zu unterrichten. Es fehlte also sogar an Lehrern 
für diesen Zweck. Selbst in Italien findet der sorgfältigste 
Forscher, Tiraboschi, im neunten Jahrhundert keine Spur 
griechischer Studien. Im Hause der Ottonen erneuerte man 
sie zwar, Bruno hatte griechische Gelehrte um sich, mit 
denen er disputirte sät), Luitprand, Ott0"s Gesandter in 
"Ü Dithmar Mars. (Pertz Monum. III, p. 781): Imperator anti- 
qnam Romanam consuetudinem jam ex parte deletam suis cupiens 
renovare temporibus multa faciebat, quae diversi diverse sentie- 
bant. Solus ad mensam quasi semicireulus factam Ioco caeteris emi- 
nentiori sedebat. Es ist bemerkenswerth, dass Dithmar die byzanti- 
nische Sitte nicht als solche, sondern als eine altrömische bezeichnet. 
Man betrachtete die Byzantiner, die sich ja selbst Römer nannten, nur 
als solche. 
Wg] Ruotgeri vita Brunonis, o. 7. Graecos, quibus aeque magi- 
stris usus est. Saepe inter Graecorum et Latinorum doctissimos de philo- 
sophiae sublimitate disputantes doctus interpres medius ipse concedit.
	        
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