Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 2)

Vielgesclmäftigkeit 
der 
Geistlichen. 
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riihmt wird; er umfasst meistens alle, ist Baumeister, Erz- 
giesser, Bildner, Maler, auch wohl Kalligraph, Goldsehmidt 
und sogar Orgelbauer, wirkt ausserdem als Schulmann und 
Gelehrter, als Prediger und Theologe, vereinigt zuweilen 
mit allen diesen Aufgaben noch die des Arztes, des Staats- 
mannes und Juristen. Mehrere der Männer, Welche als 
Leiter und Ausübende von Kunstsehöpfungen genannt wer- 
den, sind auch Rathgebei- und Kanzler der Fürsten, be- 
gleiten sie auf ihren Reisen, und bewegen sich überhaupt 
in einem Chaos von Geschäften, deren Bewältigung kaum 
begreiflich ist. Besonders in Deutschland sind die Beispiele 
dieser Art sehr zahlreich und werden durch die Grösse des 
Reichs, die weite Entfernung verschiedener gleichzeitiger 
Unternelnniingeii und durch das Wianderlcben, x-velches 
diese lilänner mit dem kaiserlichen Hofe führten, um so 
auffallender St). Es ist einleuchtend, dass eine solche V iel- 
 Ein Beispiel dieser Art ist Bischof Bernward von Hildesheim, 
der wirklich in allen jenen Fächern thätig war, und dessen noch in 
Hildesheim erhaltene Arbeiten unten anzuführen sein werden. Indessen 
zog er sich nach der Verleihung des Bisthulns von seinem Amte als 
Kanzler des Reichs zurück und widmete sich ganz seiner Kirche und 
der Kunst. (Vgl. Kratz, der Dom zu Hildesheim. Th. III.) Noch 
augenscheinlicher zeigt sich diese Vielseitigkeit bei dem Bischof Benno 
von Osnabrück  1088; bei Eccard, Hist. med. aevi II. p. 216). Er 
tritt zuerst als Lehrer, aber auch schon als Baumeister in Hildesheim 
auf, zeichnet sich dann in Ungarn auf einem Heereszuge durch kluge 
Veranstaltungen bei einer Hungersnoth aus, leitet darauf den Bau der 
Burgen, die Heinrich IV. errichten lässt, dann als Statthalter (Vicedo- 
minus] des Erzbischofs Anno die weltlichen Angelegenheiten des Erz-_ 
bisthums Köln. Endlich als Bischof von Osnabrück beschäftigt er sich 
vorzugsweise mit der Austrccknung der Sümpfe und wird dadurch als 
Wasserbaumeister so berühmt, dass der Kaiser ihn nach Speyer beruft, 
um den Dom gegen das Andringen des Rheins zu schützen. Später 
begleitet er den Kaiser oft auf seinen Reisen, leitet aber während des- 
sen die angefangenen Bauten durch Korrespondenz, und führt bestän- 
dig Künstler mit sich, welche die Kunstwerke, die ihm auffielen, ko- 
piren mussten. Andere Beispiele sind in Fiorillo, Gesch. d. z. K. in 
Deutschland, zu finden.
	        
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