Porta
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in
Mailand.
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welche der Dankbarkeit ihrer Mitbürger einen Fingerzeig
geben wollten. Aber es lässt doch darauf schliessen, dass
der Sinn für die Bedeutung der Kunst schon mehr verbreitet
war, und dass die neue Richtung der Plastik Anklang fand.
VVeitere Fortschritte machte die Sculptur freilich zu-
nächst noch nicht. Wir finden sie in Mailand dreissig
oder vierzig Jahre später in derselben, ja, fast in ver-
mehrter Rohheit, und zwar dies an einem Werke, das den
Ruhm der Stadt verherrlicheil sollte, an der Porta r0-
mana (1167 1171), welche nach der Herstellung der
durch Kaiser Friedrich zerstörten Stadt in der neuerbauten
Stadtmauer angebracht und mit Reliefs verziert wurde,
welche den glücklichen Einzug der Bürger und ihrer Bun-
desgenossen darstellten. Dies wird denn auch in langen
Versen erklärt, der Baumeister, Girardus de Castianego,
die mit der Aufsicht über den Bau betrauten Beamten
werden genannt, der Bildner Anselmus wird wieder als
zweiter Daedalus gepriesen. Aber die Reliefs selbst sind
von äusserster Rohheit und Formlosigkeit, in Gedanken
und Absicht sogar weit unter den Reliefs jener vorher-
genalmten Kirchen 5c].
Auch in 'l'0scana war die Plastik, ungeachtet der grös-
seren Uebung in Marmorarbeiten und der feineren Orna-
mentik, nicht Weiter vorgeschritten; sie war vielleicht etwas
regelmässiger, etwas mehr von architektonischen Rück-
sichten geleitet, aber dafür weniger naiv und ausdrucksvoll,
und in der Zeichnung der Gestalten nicht einsichtiger. Das
Taufbecken in S. Frediano zu Lucca, auf dem sich der
Meister Robert nennt, und welches vielleicht vom Jahr
1151 ist WF), hat noch unendlich rohe Arbeit, ungeschlachte
"f! Abbildungen in Giulinfs Memorie di Milano VI, 397 fll, und
einige bei Aginc. Sculpt. Taf. 26, Nro. 25 27.
Rumohr I, 262. Förster S. 10. Dieser will die Jahreszahl
1151 entdeckt haben, die an sich nicht unwahrscheinlich ist, mir aber
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