Künstlernamen.
559
neue, freilich noch nicht klar gedachte Form, welche die
altchristlichen Typen verliess und von byzantinischer Weise
iniberüln-t blieb.
Nicht ganz so frei War sie von nordischen Einflüssen.
An S. Zeno findet sich, wie in anderen Kirchen dieses
Styles, an der geeigneten Stelle der Facade ein grosses
kreisförmiges Fenster. Es ist hier durch die Darstellung
aufsteigender, sitzender und herabfallender Gestalten zum
Glücksrade ausgebildet, wird auch als solches nicht bloss
in dabeistehenden Versen ausführlich erklärt, sondern auch
in einer im Inneren der Kirche befindlichen Inschrift, welche
den Bildner desselben, Briolotus, mit überschwenglichem
Lobe preist ausdrücklich als solches, als rota fortunae,
genannt. Aus dieser wiederholten Erwähnung kann man
schliessen, dass der Gedanke, dem Rlmdfenster die Be-
deutung des Glücksrades beizulegen, der am Münster zu
Basel ungefähr gleichzeitig und in reicherer Ausbildung
vorgekommen war, in Italien noch den Reiz der Neuheit
hatte, und dass er, der überhaupt mehr der scholastischen
Auffassung des Nordens entspricht, von dorther eingeführt
war. Ich habe schon erwähnt, dass auch sonst die Dar-
stellungen der architektonischen und der freieren Plastik an
diesen Bauten nach dem Norden hinweisen. Allein jeden-
falls war (lieser Einfluss in Beziehung auf plastische Form-
bildung viel geringer, als in baulicher Beziehungf Wäh-
rend die nordische Plastik der Architektur untergeordnet
war, ging die italienische ihren eigenen VVeg und suchte
unmittelbarer aus dem Leben zu schöpfen. Sie that dies
zwar noch in sehr unbeholfener, unklarer Weise, um so
i") Quisque Briolotum landet quia dona meretur u. s. w. Er
wird (wenn, wie es scheint, die ganze lange und durch Abbreviaturen
und Sprachfehler dunkele Inschrift auf ihn zu beziehen ist] darin sub-
limis und ein Verendus homo nirnium quem fama decorat genannt.
Orti Manara a. a. O. S. 17.