Erste
Spuren
besserer
einheimischer
Kunst.
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Werkes hat nicht mehr die einfache, altchristliche Würde
des gegenüberstehenden musivischen Bildes in der Chor-
nische, die Gestalten und Gesichtszüge sind länglicher, die
Bewegungen heftiger, die Gewänder schon mehr nach by-
zantinischen Motiven mit Falten überladen. Indessen scheint
die Arbeit doch nicht von Griechen gefertigt; jene charak-
teristisch harte, unverstandene Häufung der Falten, welche
sich in byzantinischen Bildern dieser Zeit findet, und welche
die italienische Kunstsprache das 'l'ratteggiat0 nennt, tritt hier
noch nicht hervor. Die ausführlichen Inschriften sind latei-
nisch, die Motive frisch und originell, und das Ganze be-
schäftigt dcn Betrachter und imponirt.
Ausserhalb Roms und dieser Stelle wüsste ich nichts
Aehnliches aus dieser Zeit aufzuweisen. Ein musivisches
Bild an der Facade von S. Frediano in Lucca, das dem
zwölften Jahrhundert anzugehöreil scheint, ist einfacher,
freier von den Spuren byzantinischen Einflusses, aber auch
sehr
viel
roher.
Tafelbilder sind noch seltener. Das einzige sicher
datirte aus dieser Zeit ist ein Crucilix mit Momenten
aus der Passionsgeschichte in kleinen Bildern am Stamme
des Kreuzes im Dome von Snrzana, dessen unverdächtige
Inschrift den Namen des Malers Guillelmus und die Jahres-
zahl 1138 enthält Es sind lange Gestalten, hager und
mit geringer Modellirung, jedoch ohne die speeilische Ge-
Wandung und Farbenbehandlung der griechischen Schule.
Ohne Zweifel sind viele Tafelbilder dieser Zeit unterge-
gangen oder übermalt, indessen kann es auch sein, dass
gerade in diesem Kunstzweige, dessen byzantinische Ar-
Abbildung bei Rosini im Atlas Taf. A. Vgl. den Text Vol.
II, S. 295. Anno milleno centeno terque deno octavo pinxit Guillel-
mus et haec metra finxit.