Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 2)

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Darstellende 
Künste 
in 
Italien. 
und würdig. Das ganze Bild in seiner Farbenpracht, mit 
dem zierlichen, zeltartigen Ornamente, das den oberen Theil 
der Concha ausfüllt, bereitet uns schon auf die grossar- 
tigen Gestalten vor, die im dreizehnten Jahrhundert die 
eigenthümliche italienische Kunst einleiteten, und ist un- 
streitig das bedeutendste Werk dieser Epoche. 
Sehr viel reichhaltiger seinem Inhalte nach ist das ko- 
lossale Mosaik, das im Dome von Torcello bei Venedig 
die Westliche Wand im Inneren in ihrer ganzen Höhe be- 
deckt, und das ungefähr um die Mitte des Jahrhunderts 
ausgeführt sein mag. Es stellt, wie auch sonst häufig 
vorkommt, dem Hinaustretenden, der seine Andacht ver- 
richtet hat, die letzten Dinge vor Augen, die er bei der 
"Rückkehr in die Welt zur Warnung vor der Sünde im 
Gedächtnisse behalten soll. Oben sehen wir die Kreuzi- 
gung; dann Christus zur [Tnterwelt herabsteigtand, wo ihm 
die Patriarchen des alten Bundes entgegensehen. Darauf das 
jüngste Gericht, der Weltrichter, von der Jungfrau und 
Johannes, so wie von den Aposteln umgeben; unter ihm 
die apokalyptische Vision des Buches mit den sieben Sie- 
geln. Dann die Auferstehung, und zwar nicht bloss der 
Menschen, sondern auch der Thiere, beide theils aus den 
Gräbern und dem Boden der Erde theils aus der Meeres- 
tiefe aufsteigend. Darauf die Scheidung der Gerechten und 
Ungerechteil, der Engel mit der Wagschale, Engel und 
'l'eufel, diese als kleine schwarze Gestalten dargestellt, die 
Seligen und Verdammten empfangend. Endlich das Brust- 
bild der fürbittenden Jungfrau und zu ihren Seiten theils 
das Paradies, dessen Pforte Petrus nebst einem Engel be- 
wacht, und in dessen Inneren die kolossale Gestalt Abra- 
hams, die Seligen in Kindergestalt in seinem Schoosse 
haltend, sitzt, theils die Hölle, wo die Verdammten durch 
Feuer und Schlangen gequält werden. Der Styl des
	        
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