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Darstellende
Künste
in
Italien.
noch keinen speziell byzantinischen Einfluss. Stärker ist
er in einer Chronik aus dem Kloster S. Vincenzo am
Volturno vom Jahr 1108, obgleich sich darin neben vielem
Barbarischen auch freiere Züge des italienischen Sinnes
finden. Auch in den Miniaturen des oft genannten, in der
Vaticana bewahrten Lobgedichtes auf die Markgräfin Ma-
thildis, das der Priester und Mönch Donizo aus dem Klo-
ster Cauossa im Jahre 1115 seiner Gönnerin überreichte
(Aginc. Taf. 66), lassen die langgezogenen Figuren, die
Gewandbehaildlung, die Geräthe, selbst eine gewisse affec-
tirte Zierlichkeit nicht daran zweifeln, dass der Verfasser
byzantinische Kunst kannte. Indessen blickt bei den überaus
ungeschickt und haltungslos gezeichneten, starren und aus-
druckslosen Gestalten doch auch wieder eine Aehnlichkeit
mit nordischer Weise, die an den Fürstenhöfen Italiens
nicht unbekannt sein konnte, durch.
Wandmalereien, die Wir mit einiger Sicherheit in diese
Epoche setzen könnten, sind äusserst selten. Die in der
kleinen Kirche S. Urbano alla Caffarella bei Rom,
(ziemlich reiche Compositionen aus der evangelischen Ge-
schichte und den Legenden der Heiligen Urbanus und Lau-
rentius, höchst mangelhaft in der Zeichnung, aber nicht
ohne Leben und Ausdruck), tragen selbst in der Tracht die
Spuren byzantinischen Einflusses. Der Name ihres Malers
Bonizzo ist darauf angegeben, nicht aber die Zeit der Stif-
tung f); sie möchten nicht älter als vom Schlusse des elften
1') Mit Recht bezweifelt Rumohr a. a. O. I, S. 277 die Richtigkeit
der auf den Copien der barberinischen Bibliothek gegebenen, in ziem-
lich unglaublicher Weise geschriebenen Jahreszahl 1011, obgleich die
Beschr. Roms IlI, 1. 642 sie noch ohne weitere Bemerkung für ächt
annimmt. Dagegen geben diese (mit völliger Schonung ihre alten Um-
risse übermalten und sehr wohl kennbaren) Malereien durchaus keine
Veranlassung, sie, wie Rumohr will, um das Jahr 1200 zu setzen.
Abbildungen bei Aginc. Taf. 94, 95.