Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 2)

Byzantinisirende 
Reaction. 
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ein Geist des Widerstrebens, der sich nun um so wilder 
und unschöner äusserte. Eine grössere Einheit des Styles 
entstand mithin keinesweges; jene hergebrachte, rohe Weise 
blieb mehr oder Weniger neben der strengeren Schule be- 
stehen, und die Werke der nächstfolgenden Zeit, vom 
Ende des elften bis in die zweite Hälfte des folgenden 
Jahrhunderts, gehören bald der einen, bald der anderen 
Richtung an, oder zeigen beide in unverbundener Mischung. 
Im Wesentlichen War daher eigentlich nichts gewonnen, 
und diese feineren Künste blieben, Während die Architektur 
schon einen Aufschwung nahm, im Ganzen noch auf der- 
selben niedrigen Stufe.  
Auch gingen die Studien des Byzantinischen offenbar 
nicht sehr Weit. In den Miniaturen linden wir wohl An- 
klänge an einzelne uns als griechisch bekannte Composi- 
tionen  nicht aber Copien ganzer fortlaufender Werke. 
Selbst den wichtigsten Vorzug der Byzantiner, ihre Far- 
bentechnik, eigneten sich die Italiener nicht in dem Grade 
wie die Deutschen an, obgleich sie, Wie erwähnt, Recepte 
aus jener Schule aufbewahrten. Ihre Technik blieb fort- 
während roh. Der Einfluss des Griechischen bestand daher 
Wohl nur in der Annahme ähnlicher Körperverhältnisse und 
Zeichnung, beruhte mehr auf einer, durch kirchliche Be- 
ziehungen vermittelten Geschmacksverändenlng, als auf fort- 
gesetztem künstlerischem Verkehr. Ein Exultet aus Agin- 
eourüs Sammlung (Taf. 53 u. 54), das, wie die Namen 
der darin genannten Personen ergeben, um 1070 und zwar 
in Benevent, also unfern von Montecassino und von den 
griechischen Gegenden Unteritaliens, entstand, verräth den- 
4') S0 fand Förster (Beiträge, S. 78] in einem Exultet in Pisa 
eine Composition der Präsentation im Tempel, welche mit der bei 
Aginc. Taf. 88 nach einem griechischen Bilde gegebenen augenschein- 
lich übereinstimmte.
	        
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