Byzantinisirende
Reaction.
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ein Geist des Widerstrebens, der sich nun um so wilder
und unschöner äusserte. Eine grössere Einheit des Styles
entstand mithin keinesweges; jene hergebrachte, rohe Weise
blieb mehr oder Weniger neben der strengeren Schule be-
stehen, und die Werke der nächstfolgenden Zeit, vom
Ende des elften bis in die zweite Hälfte des folgenden
Jahrhunderts, gehören bald der einen, bald der anderen
Richtung an, oder zeigen beide in unverbundener Mischung.
Im Wesentlichen War daher eigentlich nichts gewonnen,
und diese feineren Künste blieben, Während die Architektur
schon einen Aufschwung nahm, im Ganzen noch auf der-
selben niedrigen Stufe.
Auch gingen die Studien des Byzantinischen offenbar
nicht sehr Weit. In den Miniaturen linden wir wohl An-
klänge an einzelne uns als griechisch bekannte Composi-
tionen nicht aber Copien ganzer fortlaufender Werke.
Selbst den wichtigsten Vorzug der Byzantiner, ihre Far-
bentechnik, eigneten sich die Italiener nicht in dem Grade
wie die Deutschen an, obgleich sie, Wie erwähnt, Recepte
aus jener Schule aufbewahrten. Ihre Technik blieb fort-
während roh. Der Einfluss des Griechischen bestand daher
Wohl nur in der Annahme ähnlicher Körperverhältnisse und
Zeichnung, beruhte mehr auf einer, durch kirchliche Be-
ziehungen vermittelten Geschmacksverändenlng, als auf fort-
gesetztem künstlerischem Verkehr. Ein Exultet aus Agin-
eourüs Sammlung (Taf. 53 u. 54), das, wie die Namen
der darin genannten Personen ergeben, um 1070 und zwar
in Benevent, also unfern von Montecassino und von den
griechischen Gegenden Unteritaliens, entstand, verräth den-
4') S0 fand Förster (Beiträge, S. 78] in einem Exultet in Pisa
eine Composition der Präsentation im Tempel, welche mit der bei
Aginc. Taf. 88 nach einem griechischen Bilde gegebenen augenschein-
lich übereinstimmte.