Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 2)

Die 
Geistlichen 
als 
Künstler. 
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und Aebte, von denen es in den Chroniken heisst, dass 
sie Kirchen, Klöster, Schlösser erbaut oder mit Bildwer- 
ken ausgestattet hätten, für Wirkliche Künstler erklären; 
gewöhnlich bezeichnen diese Ausdrücke (construxit, aediIi- 
cavit, in constructione laboravit n. s. w.) nur den Bauherrn 
oder die 'l'hätigkeit der äusseren Administration, Während 
der Baumeister oder Künstler selbst ein diesem Kirchen- 
oberen untergeordnetes Glied des Diöcesanklerus oder des 
Klosters war, der als ein blosscs Werkzeug betrachtet und 
dessen Namen mit Stillschweigen übergangen Wurde. Oft 
aber Waren diese Kirchentiirsten Wirklich selbst Künstler 
und namentlich Bauverständige. In den Klöstern, wenig- 
stens in den grösseren, war man so sehr auf bauliche 
Unternehmungen eingerichtet, dass jegliche Laienhülfe ent- 
behrt werden konnte Ü. Jedenfalls aber Waren die Klöster 
imd Domschuleil die einzigen Bildungsstätten der Künstler, 
und die Begriffe der Kunst und der Klöster Waren in der 
Vorstellung der Zeit so identisch, dass man es als sich 
von selbst verstehend ansah, dass mit den Klöstern auch 
die Kunst untergehen müsse  
Uebcr dic Wirkung dieser Vereinigung hat man sehr 
i?) Tritheiin (Ohren. l-list. ann. 1082). Willxelmus Abbas mona- 
sterium novem annis per monachos suos perfeeit, quippe cum ferme 
erant ducenti numero. Erant inter eos latomi, fabri lignarii, ferrariique 
et architecti in omni arte et scientia architeeturae peritissimi. Die nie- 
drigste Klasse der Laienbriider diente als Handlanger, wie dies bei 
dem Bau von St. Gallen durch eine von Notker verfasste Inschrift be- 
merkt war (fasees portantibus pauperibus monaehis lapidum, calcisque 
et arenae). Keller, Bauriss des Klosters St. Gallen S. 12. 
H") Der Abt von Tegernsee in einem Schreiben an Heinrich IV. 
(Pez. Anecd. T. VI. P. 1. p. 239] über die unwürdige Behandlung 
der Klöster klagend: Si vero istos ullus coenobitas vendicet in servitu- 
tem, profecto hic deüciet omne artificii exercitium; quia posthinc, 
quos taedet vivere, nullum his desiderium est pingere aut SCriberQ_ 
(Fiorillo, G. d. z. K. in Deutschland I. 189.] 
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