Abt
Desiderius
Zll
Monte
Cassino.
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nicht nöthig; der Abt sandte zwar aus, um geschickte
Künstler herbeizurufen, aber er bemühte sich nur um Amal-
fitaner und Lombarden. Die Arnalfitaner mochten vermöge
der Lage und Handelsverbindungen ihrer Stadt einen Ein-
fluss griechischer Schule erfahren haben, die Lombarden
Waren wahrscheinlich nur Steinarbeiter, wie sie die 'l'häler
am südlichen Abhange der Alpen stets lieferten, die eher
von deutscher als von byzantinischer Weise berührt sein
konnten. Nach Rom wandte sich der Abt zu diesem Zwecke
nicht, Wohl aber war er zuvor in Person dahin gereist,
um Säulen, Basen, verzierte Gebälkstücke und farbigen
Marmor zu kaufen. Man sieht, Rom war die Fundgrube
antiker Fragmente für Nahe und Entfernte, es lieferte aber
noch keine Arbeiter. Endlich war der Bau soweit vorge-
schritten, dass man an die feinere Ausschmückung, nament-
lieh an Musivgemälde in der Chornische und Vorhalle und
an Belegung des Fussbodens dachte. Zu diesem Zwecke
sandte der Abt nun wieder Boten nach Byzanz, um Künst-
ler zu miethen, die in beiden Arten der Arbeit erfahren
waren (artitices- peritos in arte musaria et quadrataria).
Bei dieser Gelegenheit macht denn nun der Chronist eine
Anmerkung, die von den Schriftstellern der italienischen
Kunstgeschichte viel besprochen und in der That nicht un-
wichtig ist. Der Abt habe, sagt er, die jungen Leute des
Klosters sämmtlich in diesen Künsten unterrichten lassen,
damit Italien, wo die Uebung derselben seit fünfhundert
und mehr Jahren unterblieben sei, ihrer nicht ferner ent-
behre ü). Es ist unzweifelhaft, dass der kirchliche Schrift-
(Cubitus), auf jeder Seite standen 10 Säulen. Auch eine Vorhalle
(atrium, quod nos Romana consuetudine Paradysum vocamus) wurde
angelegt, mit der Länge von 771l2; einer Höhe aber nur von 1515 Ellen.
a) Leo a. a. O. c.
quingentis et ultra jam
29. Et quoniam artium istarum ingenium a.
annis magistra Latinitas intermiserat, ne sane