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Italienische
Plastik
und
Malerei.
von Ravenna und im Herzogthume Friaul waren grie-
chische Reminiscenzen zurückgeblieben, die Izlandelsstädte
Amalfi, Pisa, Genua und vor allem Venedig standen fort-
während in lebendigem Verkehr mit dem byzantinischen
Reiche, im südlichen Italien und in Sicilien waren unter der
noch bestehenden griechischen Herrschaft die Bewohner
selbst theilweisc zu Griechen geworden. Dass in Sicilien
auch die Kunst eine völlig byzantinische war, haben wir
schon "gesehen. "Aber auch in Neapel finden wir in den
ältesten Frescomalereien der Taufkapelle am Dom und in
den Wandgemälden" der Katakomben, so weit wir sie in
diese Zeit setzen dürfen, einen Anklang an byzantinische
Form. Die Kirchenspaltung zwischen Byzanz und Rom
hatte den Verkehr auch in geistlicher Beziehung noch nicht
völlig unterbrochen. Selbst in und um Rom gab es Achte,
welche zur griechischen Kirche gehörten und den beson-
deren Gebräuchen derselben folgten, ohne darin gestört zu
werden, und derselben Ruhe und Freiheit genossen Aebte
und Kirchen des lateinischen Gebrauchs zu Konstantino-
pelmk). Zur Zeit des Bilderstreits hatten sich griechische
Mönche nach Rom geflüchtet und Klöster eingeräumt er-
halten Mm) und noch später wirkte der h. Nilus, ein grie-
chischer Mönch aus Calabrien in-'R0m wie in Konstanti-
nopel und stiftete dicht bei Rom, in Grotta Ferrata eine
Kolonie griechischer Mönche. Aber auch WO solche un-
mittelbare Verbindung nicht mehr stattfand, hatte sich man-
ches Griechische aus früherer 'l'raditi0n erhalten. Griechi-
sehe
Namen
finden
sich
unter
den
Römern
dieser
Zeit
'14] Die in Stuck ausgeführten Gestalten in der Kapelle zu Civi-
dale (bei Gailhabaud V01. II), wahrscheinlich aus dem 8. Jahrh., ha-
ben griechisches Kostüm und stellen griechische Heilige dar.
M") Neander K. G. IV, G36.
i'm) Unter Paul I. (757-768). Leo Allatius, de perpetua con-
sensione. Lib. I, c. 5 n. 31. Colon. Agr. 1648, p. 122.