Die
Thüren
voll
Zeno.
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form und Unschönheit gegeben; man würde glauben, Fratzen
zu sehen, mit denen rohe Knaben spielen, oder Götzen-
bilder irgend eines barbarischen Volkes vom Nordpol,
wenn wir nicht die bekannten heiligen Gegenstände heraus-
verständen. Auch die Annahme, dass der Bildner durch
dieses Uebermaass des Hässlichen, durch die missgestalte-
ten, zwerghaften Körper, die gewaltigen Köpfe, den weit-
geöffneten Mund, die glotzenden Augen Schrecken erregen
wollte, reicht zur Erklärung nicht aus, da auch die ehr-
würdigsten Gestalten und die anmuthigsten Momente eben
so behandelt sind. Allerdings ist die Technik, in welcher
die Arbeit ausgeführt ist, eine schwierige, die auch in
besseren Zeiten oft misslingt, aber dennoch ist es unbe-
greiflich, wie ein Mann, dem man solche Arbeit übertrug,
wie die Besteller, welche sie ihm gaben, so alles Gefühls
nicht bloss für Schönheit, sondern selbst für Anstand be-
raubt sein konnten, um diesen Darstellungen, denen jetzt
ihr Alterthum Entschuldigung und einen Nimbus des Ehr-
würdigen giebt, den Platz an heiliger Stelle einzuräumen.
Bei diesem äussersten Mangel an Technik und Ge-
schmack ist es erklärbar, dass die Werke byzantinischer
Kruist trotz der Erstarrung, die in ihnen herrschte, sehr
bedeutend erschienen, und dass Männer von Bildung und
Gefühl ihre Augen dorthin richteten. VVir sind ziemlich
genau unterrichtet, Wann dies geschah.
Die Verbindung Italiens mit Byzanz War auch in künst-
lerischer Beziehung niemals ganz unterbrochen. Im Exarchat
Taf. 5 und einige Abbildungen in grösserem Maassstabe bei Chapuy
moyen age monumental, Nro. 90. Eine Inschrift oder Nachricht über
die Entstehungszeit der Thüre fehlt gänzlich; vergleicht man sie mit
dem Sculpturen am Aeusseren der Facade, die aus der ersten Hälfte
des 12. Jahrhundert herstammen, so wird es sehr wahrscheinlich, dass
die Thüre dem 11. Jahrhundert angehört.