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Erste
Epoche.
in den Gebieten entwickelte, in welchen die allgemeineren
Verhältnisse sich spiegeln.
Dies ist, wie wir schon Wissen, eine gemeinsame Er-
scheinung in allen primitiven Epochen. Die Völker begin-
nen stets ihr geistiges Leben durch die Ahnung höherer
allgemeiner Ursachen; sie nehmen die ihnen durch die Tra-
dition oder durch einzelne Seher gebotenen Symbole mit
ehrfurchtsvoller Begierde auf llll(l unterwerfen sich der da-
durch gebildeten Religion mit rüeksichtslosem Eifer. Die
Ansprüche des individuellen Gefühls, die Aeusserungen des
individuellen Gedankens sind noch unbedeutend. Ein prie-
sterlicher Charakter prägt sich daher in ihren Gesetzen, in
ihren Sitten und in ihrer Kunst aus. Gleiche [Trsachen
bringen gleiche Wirkungen hervor; es kann (laher nicht
überraschen, dass wir , so gross die Verschiedenheit zwi-
schen hellenischer und christlicher Religion war, in der
Kunst (lieser Zeit Zügc finden , welche lebhaft. an den hie-
ratischen Styl der Griechen erinnern. Die Architektur ist
daher auch hier die vorherrschende Kunst. Die Bildwerke
stehen unter ihrem Einflusse, sind mathematisch geregelt;
die Ziige des Lebens treten in ihnen bald roh, bald mit
feierlicher Zierlichkeit auf, das VVirksame und Bedeutende
in ihnen ist nicht die Frische eines Naturzustandes, son-
dern der strenge, grossartige Ernst religiöser, durch (prie-
sterliche Satzung gebrmdener Empfindung.
In dieser Epoche kam dazu, dass die christliche Prie-
sterschaft ihren Geist, ihre Anschauungen ilicht, wie in
Griechenland, aus dem Volksleben, sondern durch eine
schriftlich oder traditionel lixirtc Lehre erhielt, und dass
alle
Kunst
HUT
VOII
der
Kirche
und
besonders
VOll
den
Sitzen grösserer Strenge, von den Klöstern, ausging. Sie
bildete einen 'l'heil (ler geistlichen 'l'hätigkeit. Man darf
zwar nicht, wie es häufig geschehen ist, alle die Bischöfe