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Italienische
Plastik
und
Malerei.
verschiedenen Leistungen hier regelloser und abweichender
sind, nicht einmal die nationale Verwandtschaft oder den
Schulzusammeirhailg zeigen, wie in den nördlichen Ländern.
Jene Klosterschulen, welche eine feste Technik ausbildeten,
Welche ihre Kolonien an andere Orte sendeten, sich ihre
Arbeiten mitt-heilten und dadurch eine Gleichförmigkeit des
Styls vermittelten, fehlten hier, oder waren doch Wirkungs-
los, weil der lernbegierige Eifer und der beharrliche Fleiss,
den besonders die Deutschen zeigten, weil der Reiz der Neu-
heit, den die Künste der (Zivilisation dort ausübtcn, mangelte.
Die Leistungen waren mehr persönlicher Zufälligkeit unter-
worfen; natürliche Anlagen, der Einfluss vorhandener an-
tiker Vorbilder und andere günstige Umstände bewirkten,
dass Einzelne Erträgliches leisteten, während man sich an
anderen Orten mit dem geringsten Maasse begnügte. Dazu
kam denn anch die grosse Verschiedenheit der örtlichen
Verhältnisse, die sich hier in noch höherem Grade, wie in
der Architektur geltend machte. 'In gewissen Gegenden
bemerken wir byzantinische, in anderen nordische Einflüsse,
in einigen mildert die Nachwirkung des altchristlichen Styls
die vorherrschende Rohheit, in anderen tritt dieselbe ganz
unverhüllt hervor. Einzelne Erscheinungen aus dem An-
fange der Epoche zeigen noch Besseres. In den Miniaturen
zweier italienischen Evaugeliarien in der Pariser Bibliothek
aus dem neunten und zehnten Jahrhundert bemerkte Waagen
noch eine ziemlich richtige Behandlung der Gewänder, den
würdigen, ernsten Ausdruck der altchristlichen Kunst, in-
dividuelle Auffassung, Wohlverstandene Bewegungen; selbst
das spätere beider Manuscripte zeigt noch nächst den deut-
schen Handschriften das meiste Kunstverdienst Auch
in der monumentalen Kunst wurde an einzelnen Orten noch
Besseres
geleistet.
In
der
kleinen
Felsenkirche
S. Nazaro
Waagen
III?
260, 267.