Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 2)

Tracht. 
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hinten mit Locken wie Buhlerimlen; sie behängten die Arme 
mit langen und weiten Aermeln, so dass sie die Hände 
kaum zu ilützlichem Thun gebrauchen könnten  Zwar 
sind solche Klagen eben so sehr der Beweis einer noch 
vorherrschenden Strenge als der beginnenden Weichlich- 
keit; aber sie zeigen doch, dass die ersten Neuerungen in 
der Tracht aufkamen und durch ihren Gegensatz zu der 
sonstigen Einfachheit auffielen. Namentlich ist die tiiih- 
zeitige Erscheinung der Schnabelschuhe merkwürdig, da 
diese bizarre Mode, wie jetzt bei dem ersten Aufkommen, 
so auch bei der späteren Nachblüthe des Ritterthums wieder 
eine grosse Rolle spielte und also wie durch eine innere 
Nothwendigkeit an dasselbe gebunden erscheint. 
lm Ganzen also zeigt die Tracht noch keine entschie- 
dene Eigenthiimlichkeit, noch nicht das Erwachen eines 
bestimmten (iiESClIHIHCRS. Sie ist zwar, wie immer, eine 
charakteristische Aeusserilng des Zeitgeistes, so weit es 
diese untergeordnete Sphäre gestattet, aber sie giebt ein 
mehr negatives als positives Resultat. Sie verräth, dass 
das Gebiet des individuellen Lebens, dem sie angehört, 
noch Wenig angebaut. ist, indem sie den Körper bloss als 
eine plumpe Masse, ohne Andeutung der feineren Gegen- 
sätze seines Baues zeigt. Sie wird eben desshalb, sobald 
sie reich oder zierlich ausgestattet werden soll, schon jetzt 
weichlich oder bizarr. Sie deutet daher, wenn wir sie als 
eine Voriibung des künstlerischen Bildungstriebes betrach- 
ten, fast nur auf die Mängel der gleichzeitigen Kunst hin 
und bereitet uns darauf vor, dass auch die Kunst in den- 
jenigen ihrer Zweige, welche dem individuellen Leben ent- 
sprechen, zuriickblieb und ihre Kraft und Scvhönheit mehr 
 Ordericus Vitalis lib. 
637; auch bei Ducange Gloss. 
ständlichen Namen belegte man 
IV. 2. 
8 in 
s. v. 
jene 
Bouquet Scr. rer. Gall. T. '12 p, 
Pigacia, denn mit diesem unver- 
Schnabelschuhe. 
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