Tracht.
33
hinten mit Locken wie Buhlerimlen; sie behängten die Arme
mit langen und weiten Aermeln, so dass sie die Hände
kaum zu ilützlichem Thun gebrauchen könnten Zwar
sind solche Klagen eben so sehr der Beweis einer noch
vorherrschenden Strenge als der beginnenden Weichlich-
keit; aber sie zeigen doch, dass die ersten Neuerungen in
der Tracht aufkamen und durch ihren Gegensatz zu der
sonstigen Einfachheit auffielen. Namentlich ist die tiiih-
zeitige Erscheinung der Schnabelschuhe merkwürdig, da
diese bizarre Mode, wie jetzt bei dem ersten Aufkommen,
so auch bei der späteren Nachblüthe des Ritterthums wieder
eine grosse Rolle spielte und also wie durch eine innere
Nothwendigkeit an dasselbe gebunden erscheint.
lm Ganzen also zeigt die Tracht noch keine entschie-
dene Eigenthiimlichkeit, noch nicht das Erwachen eines
bestimmten (iiESClIHIHCRS. Sie ist zwar, wie immer, eine
charakteristische Aeusserilng des Zeitgeistes, so weit es
diese untergeordnete Sphäre gestattet, aber sie giebt ein
mehr negatives als positives Resultat. Sie verräth, dass
das Gebiet des individuellen Lebens, dem sie angehört,
noch Wenig angebaut. ist, indem sie den Körper bloss als
eine plumpe Masse, ohne Andeutung der feineren Gegen-
sätze seines Baues zeigt. Sie wird eben desshalb, sobald
sie reich oder zierlich ausgestattet werden soll, schon jetzt
weichlich oder bizarr. Sie deutet daher, wenn wir sie als
eine Voriibung des künstlerischen Bildungstriebes betrach-
ten, fast nur auf die Mängel der gleichzeitigen Kunst hin
und bereitet uns darauf vor, dass auch die Kunst in den-
jenigen ihrer Zweige, welche dem individuellen Leben ent-
sprechen, zuriickblieb und ihre Kraft und Scvhönheit mehr
Ordericus Vitalis lib.
637; auch bei Ducange Gloss.
ständlichen Namen belegte man
IV. 2.
8 in
s. v.
jene
Bouquet Scr. rer. Gall. T. '12 p,
Pigacia, denn mit diesem unver-
Schnabelschuhe.
3