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mit ihren Rankengewinden auch die festen 'l'heile der Ar-
cllitektur überwuchert, und selbst die zahlreich eingestreuten
menschlichen und thicrischen Gestalten mit geheimnissvollem
Schatten umgiebt. Die burgundische Plastik, ihrerseits
schon abweichend von der provenzalischen, hatte das dra-
matische Element schärfer betont, und War dahin gelangt,
bestimmte historische Momente, wie etwa das jüngste Ge-
richt, an geeigneter Stelle ausführlich, aber klar zu ent-
wickeln. An den Faeaden der aquitanischen Bauten dage-
gen löset sich der Gedanke zu einer Arabeske auf, in der
es schwer wird, den Zusammenhang zu fassen, Welche
dafür aber mit ihren Dunkelheiten die Phantasie mächtig an-
regt. An der Kathedrale von Angouleme erkennen wir,
dass die in Medaillons und anderen vereinzelten Wandfeldern
zerstreuten Gestalten die Darstellung des jüngsten Gerichts
geben. An N. D. la grande zu Poitiers Waren, wie es
scheint, ursprünglich nur Christus mit den zwölf Aposteln
und andere Heilige reihenweise aufgestellt, aber so, dass
die Menge der Ungeheuer und phantastischen Gebilde, die
sich in den Rankenornamenten regen, die Aufmerksamkeit
auf sich zog und die Phantasie spannte. An den meisten
anderen Facaden dieser Gegend ist die Bedeutung des Dar-
gestellten kaum zu errathen, keinesweges mit Sicherheit zu
entziffern. Es ist auffallend, dass neben diesem wildphan-
tastisehen Style in derselben Gegend die Wandgemälde
von St. Savin mit ihren typisch strengen und einfach ge-
haltenen, scharf gezeichneten und mit zierlicher Feierlich-
keit einherschreitenden Gestalten entstehen konnten. Indes-
sen nöthigt dies noch nicht zur Annahme eines auswär-
tigen Ursprungs dieser Malereien, vielmehr ist es auch ohne
solche denkbar , dass sich durch den Einfluss undldie Ei-
genthümlichkeit eines begabten Lehrers in der Klosterschule
eine abweichende Richtung ausgebildet haben konnte. Eine