Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 2)

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mit ihren Rankengewinden auch die festen 'l'heile der Ar- 
cllitektur überwuchert, und selbst die zahlreich eingestreuten 
menschlichen und thicrischen Gestalten mit geheimnissvollem 
Schatten umgiebt. Die burgundische Plastik, ihrerseits 
schon abweichend von der provenzalischen, hatte das dra- 
matische Element schärfer betont, und War dahin gelangt, 
bestimmte historische Momente, wie etwa das jüngste Ge- 
richt, an geeigneter Stelle ausführlich, aber klar zu ent- 
wickeln. An den Faeaden der aquitanischen Bauten dage- 
gen löset sich der Gedanke zu einer Arabeske auf, in der 
es schwer wird, den Zusammenhang zu fassen, Welche 
dafür aber mit ihren Dunkelheiten die Phantasie mächtig an- 
regt. An der Kathedrale von Angouleme erkennen wir, 
dass die in Medaillons und anderen vereinzelten Wandfeldern 
zerstreuten Gestalten die Darstellung des jüngsten Gerichts 
geben. An N. D. la grande zu Poitiers Waren, wie es 
scheint, ursprünglich nur Christus mit den zwölf Aposteln 
und andere Heilige reihenweise aufgestellt, aber so, dass 
die Menge der Ungeheuer und phantastischen Gebilde, die 
sich in den Rankenornamenten regen, die Aufmerksamkeit 
auf sich zog und die Phantasie spannte. An den meisten 
anderen Facaden dieser Gegend ist die Bedeutung des Dar- 
gestellten kaum zu errathen, keinesweges mit Sicherheit zu 
entziffern. Es ist auffallend, dass neben diesem wildphan- 
tastisehen Style in derselben Gegend die Wandgemälde 
von St. Savin mit ihren typisch strengen und einfach ge- 
haltenen, scharf gezeichneten und mit zierlicher Feierlich- 
keit einherschreitenden Gestalten entstehen konnten. Indes- 
sen nöthigt dies noch nicht zur Annahme eines auswär- 
tigen Ursprungs dieser Malereien, vielmehr ist es auch ohne 
solche denkbar , dass sich durch den Einfluss undldie Ei- 
genthümlichkeit eines begabten Lehrers in der Klosterschule 
eine abweichende Richtung ausgebildet haben konnte. Eine
	        
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