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Sculptur.
den
wir
hier
zum
ersten
Male
den
Namen
des
Urhebers
beigefügt: Gislebertus me fccit, der in einer Inschrift zu-
gleich ein Zeugniss seines Gefühls ablegt, indem er das
Bewusstsein von der ernsten, tief ergreifenden Wirkung,
die seine Arbeit ausüben musste, ausspricht und vielleicht
sogar ein Bedauern, dass eine so strenge Aufgabe ihm
geworden, andeutet a1).
Von der plastischen 'l'hätigkeit endlich, die sich in
Aquitanien, namentlich im Poitou, entwickelte, habe ich
schon bei Betrachtung des Architektonischen gesprochen
und den phantastischen Charakter der Sculpturen, mit denen
man hier die Facatlen bedeckte, geschildert. Es kann nicht
befremden, dass diese Provinz, welche in den Schicksalen
und in der Sinnesweise so Vieles mit den südfranzösischen
Gegenden gemein hatte, wie diese li-ühe gebildet, gewerb-
thätig, für feineren Lebensgenuss empfänglich war, und
gleich anfangs an der provenzalischen Poesie thätigen An-
theil nahm, auch die Neigung theilte, das Aeussere ihrer
Gebäude mit bedeutungsvollen Gestalten zu schmücken.
Allerdings unterschied sich aber diese Plastik von der pro-
venzalischen in vielen Beziehungen; die Behandlung ist nicht
so sauber und vollendet, hat Weder die antike Klarheit,
noch die starre typische Strenge, wie sie dort nebeneinan-
der bestehen, ist dagegen naturalistisch derber und vor
Allem im höchsten Grade wild und phantastisch. Wäh-
rend dort die architektonischen Linien übersichtliche Ein-
theilunlgen geben, zwischen denen die statuarischeil Ge-
stalten in bestimmt begränztem Raume stehen, gleicht die
Plastik hier der dichten Vegetation eines Urwaldes, welche
4') Vergl. die Inschrift oben S. 40. Eine vortreffliche Abbildung
in du Somerard Part au moyen age. Album, Serie 3, aus welcher
das hierneben abgedruckte Fragment (mit Benutzung von Caumonlfs
Bull. mon. XVI, p. 605) entlehnt ist.