Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 2)

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Sculptur. 
selben Styl, dieselbe Feinheit der Ausführung, aber einen 
strengeren Geist, der den Reichthum des Schmuckes jener 
südlichen Arbeiten verschmäht. Endlich gehört auch dieser 
burgundischen Schule ein Bildwerk an, welches, gegen 
1150 entstanden, wohl das bedeutendste dieser Zeit sein 
möchte, das erst vor Wenigen Jahren von dem Bewurf 
wieder befreite Bogenfeld des Portals an der Kathedrale 
von Autun. Es enthält die so oft wiederholte Darstellung 
des jüngsten Gerichts, und zwar völlig im herben Style 
dieser Zeit, mit übermässig schlanken, meist neun bis zehn 
Kopflängen haltenden Figuren, imit den strengen gehäuften 
Falten, aber zugleich mit einer Grossartigkeit, mit einer 
Lebendigkeit und Kühnheit der Bewegung, und in den 
schauerlichen, danteskelf Scenen der Verdammniss mit einer 
Wahrheit der Motive, die uns recht anschaulich zeigt, 
wohin dieser Styl strebte lllld welcher Kraft und Wirkung 
er fähig war. 
Das beigefügte Fragment giebt eine schwache An- 
schauung des Styles. Engel und Teufel sind kolossal, 
Menschen in kleiner Dimension. Unten sehen wir einen 
Engel, der mit der Posaune zur Auferstehung ruft; gleich 
über ihm ergreift aber ein Teufel mit seinen Zangen einige 
der eben Auferstandenen, unter denen ein Weib durch den 
Schlangenbiss an ihrer Brust schon die Strafe der Wollust 
empfindet. Weiter oben eine complicirte Gruppe gegen- 
seitig sich unterstützender Teufel. Der grösseste von ihnen 
erfüllt ein dreifaches Geschäft, indem er mit der Rechten 
einen armen Sünder, der bald auf die Wagschale kommen 
soll, festhält, mit der Linken den, der sich darin befindet, 
überwacht, und mit dem Rücken einen Satan trägt, der 
mit Anstrengung das Feuer anfacht, in welches oben ein 
thierköpliger Teufel einen gekrönten Verbrecher hineinstürzt. 
Während dessen bewahrt ein Engel den Gerechten in der
	        
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