Provence
und
Burgund.
523
tonischer Beziehung schon gesprochen habe. Sie gehören,
da der Bau 1116 begonnen War, wahrscheinlich noch der
ersten Hälfte des Jahrhunderts an. Die Plastik ist hier so
verschwenderisch angebracht, dass man, nach dem Aus-
drucke Merimeäs, zehn prachtvolle Gebäude damit schmü-
cken könnte. Sie zeigt aber auch eine überraschende Fein-
heit des Meissels. Die grösseren Figuren sind zwar von
sehr strengem, fast hartem Ausdruck, die Gewänder mit
feinen, parallelen Falten, mit Stickereien und nachgeahmten
Edelsteinen überhäuft, in den kleineren Reliefgestalten da-
gegen entwickelt sich schon freieres Leben und feinerer
Formensinn Die Facade von St. Trophime in Arles
ist mit ähnlichen Arbeiten geschmückt, die etwas später,
jedenfalls aber nicht weit über die Mitte des Jahrhunderts
(wie man annimmt 1154) zu setzen sind. Nicht viel jün-
ger, als jene Portalsculpturen von Moissac und St. Gilles,
sind einige nicht minder bedeutende plastische Arbeiten in
Burgund. In der grossen Klosterkirche von Vezelay bei
Avallon sind fast alle Kapitale des Schiffes mit sehr inter-
essantem Bildwerk, historischen oder phantastischen, meist
drohenden Inhalts bedeckt. Bedeutender, als diese kleineren
Arbeiten, ist das Relief des Bogenfekles an dem westlichen,
jetzt von der später errichteten Vorhalle umschlossenen
Portale, nebst der daran angebrachten kolossalen, sehr
streng gehaltenen, aber imponirenden Statue Johannes des
Täufers M]. Auch hier finden wir im Wesentlichen den-
1') Eine sehr gelungene Abbildung in der Voyage dans l'anc.
France, eine kleinere in Chapuy moy. age monum.
M] Das Portal möchte neuer sein, als die etwas roheren Sculp-
turen der Kapitäle, so dass diese bei dem Bau nach dem Brande von
1120, jene um die Mitte des Jahrhunderts entstanden sein mögen.
Die Gruppen der Reliefs am Portale zählt Merimee (Notes d'un voy.
dans le midi p. 450) auf. Eine Abbildung des Bogenfeldes im Bulletin
monumental XIII, 117.