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Sculptur.
und selbst die unbehülfliche Form , gewöhnlich das Becken
ein schwerer viereckiger Klotz, von einem runden Stamme
in der Mitte und von vier Säulen auf den Ecken getragen,
zeigt den Mangel plastischen Sinnes Werke des Erz-
gusses in diesen Gegenden sind nicht bekannt.
Anders verhält es sich mit dem südlichen Frank-
reich, wo die antike Ornamentik der Gebäude die Stein-
arbeiter in Uebuug erhielt, und ihnen idie nöthige Hand-
fertigkeit gab, um sich auch in bedeutungsvolleren Ge-
stalten zu versuchen, wo überdies die Anschauung antiker
Kunst und die lebendigere Phantasie des Südens der pla-
stischen Neigung zu Statten kamen. Daher finden wir an
den breiten, fast wie für solche Ausstattung leer gelas-
senen Wänden der südlichen Kirchen und Kreuzgänge sehr
bedeutende Sculpturen, allerdings nicht Werke einer Wohl-
ausgebildeten Schule, vielmehr oft mit Härten lllld unge-
heuerlichen Formen vermischt, aber doch auch Wieder mit
Anklängen einer strengen Schönheit, die im höchsten Grade
überrascht.
Die ältesten solcher Sculpturen, die Wir kennen, sind
die im Kloster Moissac am Tarn, nordwestlich von Tou-
louse, zufolge einer mit ihnen verbundenen Inschrift um
das Jahr 1100 dmch den Abt Ansquilinus gestiftet. Unter
diesem Abt nahm die Kunst einen, wie es scheint „ schon
damals bemerkten Aufschwung, da eine Nachricht erzählt,
dass er in der Kirche ein Bild des Gekreuzigten habe auf-
stellen lassen, welches so schön gewesen, dass es nicht
durch menschliche, sondern durch göttliche Kunst gemacht
Beispiele von Taufsteinen dieser Art bei Britton Arch. Ant.
Vol. V, und im Glossary III, 34. Der kostbarste derselben ist der zu
Winchester, indem er aus schwarzem Marmor besteht, die Reliefs sind
aber nicht minder barbarisch.