Arbeiten
in
Stein.
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heim. In allen diesen Fällen sind ruhig stehende oder
sitzende Figuren gegeben; in der Klosterkirche zu Heck-
lin gen sind aber in den Zwickeln der Scheidbögen schwe-
bende Engel angebracht, und bei dieser schwierigeren
Aufgabe wird es besonders klar, wie die architektonische
Bestimmung dieser Figuren den Bildner leitete, ihn in
mancher Beziehung beschränkte, zugleich aber auch ihm
ein günstiges Stylgesetz gab. Die Engel, obgleich in Be-
wegung und Haltung verschieden, sind alle mit Weit aus-
gebreiteten, völlig symmetrisch gehaltenen und conventionell
gezeichneten Flügeln dargestellt, und dadurch dem ihnen
angewiesenen Raume, der, unten schmal, sich oben, ver-
möge der Biegung der Scheidbögen, nach beiden Seiten
hin erweitert, vollkommen entsprechend. Die Gewänder
sind mehr oder weniger flatternd und von grosser Man-
nigfaltigkeit der Motive, aber meistens symmetrisch gehal-
ten, die Falten noch sehr strenge, aber doch der natür-
lichen Gestalt entsprechend, die Köpfe grossartig und nicht
ohne Schönheitsgefühl. So schwebt diese ernste Schaar in
feierlichem Fluge über der Kirche, und giebt derselben die
schönste, in diesem Style erreichbare plastische Ausstattung.
Im nördlichen Frankreich lllld in England zeigt sich
geringe Neigung zu eigentlicher Plastik, sie kommt nur,
und auch dies selten, in Bogenfeldern der Portale, häufiger
an den Köpfen oder Thiergestalten, welche als Consolen
das Gesims stützen, vor, und ist überall sehr schwach und
roh I" England giebt es zwar einige sehr alte Taufsteine,
welche mit figurenreichen Reliefs bedeckt sind, aber die
Sculptur ist auch hier völlig barbarisch lllld fast kindisch,
ü] Puttrich a. a. O. Taf. 31 bis 33. Die nothwendige Verbin-
dung dieser Gestalten mit dem Gebäude macht es wahrscheinlich, dass
sie noch in diese Epoche gehören, auch scheinen sie ihrem Style nach
älter, als die in der folgenden anzugebenden sächsischen Sculpturen.