Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 2)

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Scnlptur. 
an, welche im Inneren der Kirchen an den Wänden der- 
selben oder an der Brustwehr des Chores angebracht sind, 
und am meisten in den sächsischen Gegenden vorkommen. 
Hier tritt nun schon eine nähere Einwirkung der Archi- 
tektur ein, indem diese Gestalten oder Gruppen bald mit, 
bald ohne besondere Einrahmung stets mit einer rhythmi- 
schen Wiederkehr an bestimmten Stellen des Baues ange- 
bracht sind, und mithin der Wirkung desselben entsprechen 
mussten. Das leisten sie denn auch in der 'l'hat. Die 
Zeichnung der Figuren ist allerdings noch sehr unvoll- 
kommen; der Körper ist oft zu kurz, das Gesicht im Kinn 
und in der Nase fast rechtwinkelig heraustretend, die Au- 
gen sind allzutiefliegend, die Ohren zu klein und. unrichtig 
gestellt, die Bewegungen eckig und gespreizt, die Falten 
der Gewänder geradlinig und streng symmetrisch. Aber 
alle diese Mängel, welche uns in genauen Nachzeichmmgen 
oder beim Anblick vereinzelter Gypsabgüsse e") schroff und 
verletzend entgegentreten, Werden, wenn man diese Bild- 
werke an ihrer ursprünglichen Stelle sieht, kaum bemerkt, 
oder doch durch den architektonischen Zusammenhang mit 
dem Gebäude selbst bedeutend gemildert. Wir empfinden 
hier nur den Eindruck kirchlicher Feierlichkeit, strengen 
Ernstes, ruhiger Kraft. Die ältesten unter diesen Bild- 
werken scheinen die Stuckreliefs in der Klosterkirche zu 
Westergröningen bei Halberstadt, Christus und die 
Apostel darstellend 4141) , zu sein. Daran reihen sich ähn- 
liche, aber bereits Weicher behandelte Gestalten an den 
Chorbrüstungen in der Liebfrauenkirche zu Ilalberstadt 
und in Hamersleben, und die grossen Reliefs stehender 
Heiligen an den Wänden der Michaeliskirehe zu Hildes- 
Ü Z. B. an denen der grossen Wandreliefs aus der Michaelis- 
kirche in Hildesheim, die sich im Museum zu Berlin befinden. 
i") Kugler, die Schlosskirche zu Quedlinburg, S. 103.
	        
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