Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 2)

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Sculptur, 
Sehr viel geringer, 
sind die Reliefs des 
obgleich der Zeit nach nahestehend, 
Taufsteins zu F1" e c k e nh ors t in 
Westphalen, Welcher die Inschrift über die im Jahre 1129 
erfolgte Weihe der Kirche enthält, und also wahrscheinlich 
gleich darauf entstanden ist Nicht datirt, aber aus nicht 
viel späterer Zeit stammend, sind mehrere Reliefs in den 
Bogenfeldern der Portale. So am Dome zu_ Mainz über 
den Thüren des Willigis, wahrscheinlich vom Jahre 
1135 im), an St. Cäcilia und an St. Pantaleon in Köln 
(das letzte jetzt im Museum dieser Stadt), an der Gode- 
hardskirche in Hildesheim, an einer Seitenhalle des Domes 
zu Soest, und endlich an zwei Thüren der Kirche zu Er- 
Witte in Westphalen 95:2). In ihnen allen ist dieselbe 
erstandenen Heiland sieht, welcher die durch sein Leiden und Aufer- 
stehen erlöste menschliche Seele emporführt. Beide Erklärungen sind 
schwer anzunehmen. Es widerstrebt nicht bloss dem apostolischen 
Dogma. (wie Michaelis meint], sondern geradezu dem christlichen Ge- 
fühle, die Seele des Heilandes, der in seiner Gestalt aufersteht, zum 
Himmel fährt, und zur Rechten Gottes sitzt, wie die anderer Sterbli- 
cher von dem Leibe zu sondern, sie in der Kindesgestalt darzustellen, 
und nicht aus eigener Kraft, sondern auf des Vaters Arm aufsteigen 
zu lassen. Es ist aber ebensowenig der Geistesrichtung des Mittelalters 
entsprechend, das Abstractum der erlösten Menschheit und zwar in 
Kindesgestalt darzustellen. Ich gestehe, dass mir bei eigener An- 
schauung der zerstörten Stelle des Reliefs zweifelhaft ist, ob die (al- 
lerdings in Bandels Zeichnung bei Massmann sehr deutlich, in der, 
dem Organ für christliche Kunst beigegebenen, aber nicht erkennbaren) 
Kindesgestalt wirklich vorhanden gewesen ist. War dies nicht der 
Fall, so würde es nicht auffallen, wenn der spätere Moment der Auf- 
erstehung oder Himmelfahrt zugleich mit der Kreuzigung dargestellt wäre. 
 Lübke a. a. O. S. 372, wo auch einige andere, muthmaasslich 
gleichzeitige westphälische Sculpturen genannt sind. 
i") Wenigstens ist die auf die Thüren gesetzte Inschrift von die- 
sem Jahre, und daher muthmaasslich der Bau des Portals aus dersel- 
ben Zeit. S. Müller, Beiträge, Heft 1, Taf. 3. 
Ü") Das eine derselben, Christus zwischen den Zeichen des Jo- 
hannes und Matheus, ist roh und steif, anscheinend auch von späterer 
Hand schlecht hergestellt, das andere, der Erzengel Michael den Dra-
	        
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