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Sculptur.
in der Schlosskirche zu Mousson, unfern N ancy, welche
wahrscheinlich der im Jahre 1085 vollendeten Kirche gleich-
zeitig sind. Das Becken selbst hat die Form eines sphä-
rischen Vierecks, dessen vier convexe Seiten durch Säulen
getrennt sind; die Reliefs geben aus dem Leben Johannes
des Täufers die Predigt, die Taufe des Volkes und die
Christi, und eine durch einen Bischof vollzogene Taufe
Noch roher sind endlich die Reliefs an dem Portal des
Pfarrhofes in Remagen.
Mit dem zwölften Jahrhundert begann auch die Sculptur
bessere Formen und einen geregelteren Styl anzunehmen.
Sie zeigt nun meistens eine geradlinige Strenge der Zeich-
nung und eine Gewandbehandlung, welche dem Style der
byzantinisirenden Miniaturen sich nähert, aber offenbar nicht
von denselben entlehnt, sondern selbstständig durch die
vorgeschrittene Ausbildung des architektonischen Sinnes
entstanden ist. Denn mit dieser Strenge verbindet sich
hier ein selbstständiger, kräftiger Ausdruck, der von der
preciösen und zahmen Haltung jener Malereien weit abweicht.
Das grösseste und älteste Bildwerk dieser Art ist das
berühmte Relief der Kreuzabnahme an den Egstersteinen
bei Horn im Fürstenthum Lippe, das, früher nur durch
lmvollkommene Abbildungen bekannt, für älter gehalten und
den karoliilgischen Zeiten zugeschrieben wurde 9m), nach
den neuesten Forschungen aber erst in diese Epoche, und
1'] Abbildungen bei Grille de Beuzelin, Statistique monumentale
des Arrondissements de Nancy et de Toul., Paris 1837, Taf._12. Be-
merkenswerth ist, dass die Täuflinge (mit Ausnahme Christi, der im
Jdrdan steht) sich in einer hölzernen Bütte befinden, wie dies die
herumgelegten Reifen deutlich zeigen. Die Tracht eines Kriegers im
Kettenharnisch, mit spitzem Helm und Nasale und dreieckigem Schilde,
gleicht ganz der auf der Tapisserie von Bayeux, und deutet mithin
auch auf die Spätzeit des elften Jahrhunderts.
H] Wie auch von mir Band III, S. 509 geschehen ist, bevor ich
das Denkmal selbst gesehen hatte.