Erzguss.
511
Aufnähme byzantinischer Technik in Verbindung zu stehen
scheinen, ohne solche Beziehung und in einem, von by-
zantinischem Einflusse ganz unabhängigen Kunstzweige.
Ein anderes Werk des Erzgusses in Sachsen, die als
'l'räger eines Kandelabers dienende Statue eines Betenden
oder Büssenden im Dome zu Erfurt Ü, zeigt eine sehr
ähnliche Behandlung, wird daher ungefähr gleichzeitig sein,
und mag, da Metallarbeiten so selten der Zerstörung ent-
gehen, den Beweis unterstützen, dass sie in den sächsi-
schen Gegenden nicht selten Waren.
Um dieselbe Zeit entwickelte sich jene Schule von
Metallarbeitern in der Gegend von Dinant an der Maas,
also auf der Gränze des französischen und deutschen
Sprachgebietes, im Wallonenlande, welche, wie ich schon
erwähnt habe, so berühmt wurde, dass man die Künstler
dieser Art im nördlichen Frankreich noch lange schlecht-
weg Dinandiers nannte. Auch hier ist sehr Weniges er-
halten, indessen ist darunter ein ausgezeichnetes Werk,
dessen auffallend frühes Datlnn in, wie es scheint, unwi-
dersprechlicher Weise festgestellt ist, nämlich das Tauf-
becken, welches sich jetzt in der Bartholomäuskirche
zu Lüttich befindet, und im Jahre 1112 oder wenig
später auf Bestellung des Abtes Helinus für das Kloster
a) Pnttrich (S. 12 des Heftes Erfurt) giebt die Inschrift und den
Namen des Stifters nicht richtig an. Sie lautet: Wolframus. Ora pro
nobis Sca Dei genitrix. Hiltibure. Ut digni oificiamus gratia Dei,
nennt also zwei Personen, die, wie es auf Denkmälern des Mittelalters
häufig vorkommt, jeder sich mit einem frommen Spruche empfehlen.
Ob sie nur Stifter, oder beide, oder einer; bei der Arbeit selbst thätig
waren, muss dahingestellt bleiben. Interessant ist das Kostüm; ein
Wams mit einer Borte und eingenäheten Aermeln, die Haare in Strei-
fen. Das Alter lässt sich freilich nicht mit Gewissheit bestimmen, in-
dessen spricht die Behandlung des Kopfes für Gleichzeitigkeit mit der
Grabplatte des Rudolph.