Erzguss.
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unter ihnen War Bischof Bernward von Hildesheim 1023),
und glücklicherweise besitzen wir Werke, welche nach
ihrer Inschrift oder nach glaubhafter Tradition ihm beige-
legt werden müssen Dahin gehört hauptsächlich die im
Jahre 1015 zuerst an Ort und Stelle aufgerichlete eherne
Thüre des Domes. Sie enthält sechszehn Reliefs auf vier-
eckigen, in zwei Reihen über einander stehenden Feldern,
auf der einen Seite absteigend die Schöpfungsgeschichte bis
zum Morde Abels, auf der anderen aufsteigend die Ge-
schichte Christi von der Verkündigung bis zur Himmel-
falut, und zwar die unteren vier Bilder die Kindheit bis
zur Darbringung im Tempel, die oberen die Passion, be-
ginnend mit der Scene vor Herodes. Hier finden wir nun
nichts, was auf byzantinischen Einfluss hinwiese, die Ge-
bäude sind, wie auf den Denkmälern des fünften und
sechsten Jahrhunderts, durch Säulen mit dazwischen hän-
genden Vorhängen, welche Bögen oder Dächer tragen,
angedeutet; die 'l'racht ist nicht die byzantinische, sondern
die spätrömische, und theilweise sogar die gleichzeitige; die
drei Könige haben nicht mehr die phrygische Mütze, Son-
dern Kronen, kurze Tuniken und Beinkleider, Personen des
Yolkes auch wohl Binden statt der Strümpfe. Die Zeicl1-
nung ist äusserst roh, die Nasen sind plump, die Augen
gross und starr; aber die Gestalten sind nicht in byzanti-
nischer Weise lang und hager, sondern kurz, stämmig und
derb, die Bewegungen stark, die Motive verständlich und
naiv, das Belief nach Maassgabe der Entfernung, in wel-
cher die Figuren gedacht werden, oder nach ihrer Bedeu-
tung bald flacher, bald stärker, zuweilen sogar so, dass
i") Die Inschrift an der sogleich zu erwähnenden ehernen Thüre
rührt zwar, da sie Bernward's als eines Verstorbenen erwähnt (divae
memoriae), nicht von ihm selbst und nicht aus dem darin angegebenen
Jahre 1015 her, ist aber offenbar nicht sehr viel jünger. Vgl. Kratz,
der Dom zu Hildesheim, II, S. 48.