Goldschmiedekunst.
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nimmt de), dann ferner ein Reliquienkästcheil im Schatze
des Domes zn Paderborn zu nennen, dessen Niell0-
arbeiten zwar, wie sich aus ihren zahlreichen lnschriften und
den dargestellten Personen und Heiligen ergiebt, an jenem
Orte selbst, um das Jahr 1090 entstanden sind, aber doch
die Bezeichnung der Mutter Gottes mit einem unorthogra-
phisch geschriebenen griechischen Worte geben mit). Ne-
ben diesen Inschrifterl kann man es für eine Spur byzan-
tinischen Einflusses halten, dass in den Emails ist?) der
Reliqnienkisten. der Mäander, der Palmettenfries und ähn-
liche antike Ornamente vorherrschen, dagegen ist der Styl
der Figuren hier keinesweges in dem Grade, wie in den
Miniaturen, byzantinisirend, nur in der Häufung der Falten
findet man einen Anklang daran, Während Formen und
i") Quid sicut Hel, Fortis, Medicus, Soter, Benedictus
Prospice terrigenas clemens mediator Usias.
Die erste Zeile bezieht sich auf die vier Erzengel, deren hebräi-
sche Namen durch die angeführten Worte übersetzt sind, und auf den
heiligen Benedikt, der auf der Tafel dargestellt ist. Näheres, über die
Bedeutung der Verse in den Annal. arch. III, 859, und IV, 2-15, über
den Styl des Bildwerks in Kuglers Museum 1837, S. 14-1, und Handb.
d. K. G. S. 490 (N. A. 510).
H") Auf einer der vier Platten ist Bischof Meinwerk (1009
1036], auf einer anderen ein Bischof Heinrich, entweder Heinrich I.,
Graf von Aslo (1084 1090), oder sein Nachfolger Heinrich II., Graf
von Werl (1090 --1127), dargestellt und in der den ganzen Kasten
umgebenden Inschrift dieser Heinricus als der Stifter des Werkes ge-
nannt. (Offert mater pia Deus tibi hoc Sca Maria, Heinrieus presul,
ne vitae perpetnae exul etc.) Unter den Heiligen befinden sich die
einheimischen Liborius und Kilianus, so wie auch die ausführlichen
lateinischen Inschriften keinen Zweifel lassen, dass die Arbeit unter
den Augen des Stifters gemacht ist. Die Jungfrau Maria ist aber als
Ü ziyza ösoroxmg (sie!) bezeichnet. Das Niello ist theils in Stahl,
theils in Messing gearbeitet, der Styl hat indessen keinen entschieden
byzantinischen Charakter.
Die Annahme französischer Forscher, dass die Kunst des
Email nach der Gegend von Limoges in Frankreich von Venetianern
gebracht sei, ist schon oben Abth. I, S. 340 erwähnt.