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Plastik.
hier gewöhnlich kurz, alle feineren Theile, Hände und
Füsse, Mund, Nase und Auge überinässig gross, die Be-
wegungen heftig rmd mit einem Streben nach Ausdruck
und Bedeutung gegeben, sie sind daher in allen Bezie-
hungen von byzantinischen Arbeiten verschieden, an welche
man höchstens in der Behandlung der Gewandfalten einen
Anklang findet. Dabei beweist aber die zierliche Ausar-
beitung der mit Akanthus und ähnlichen antiken Orna-
menten verzierten Ränder, dass die plumpen Formen der
Gestalten weniger dem Mangel an technischem Geschick,
als- dem noch unklaren Bestreben nach Wahrheit und Ge-
fühlsausdruck zuzuschreiben sind. Am Schlusse der Epoche
wird endlich auch auf diesem Gebiete die phantastische
Richtung und die günstige Einwirklmg des architektoni-
schen Styles bemerkbar, wie dies unter anderen die Reliefs
eines Evangeliariunls der Würzburger Bibliothek (M. perg.
theol. in fol. nro. 67] beweisen, in welchen mehrere 'l'hiere,
das Lamm mit dem Schwein , dem Bär, dem Löwen und
mehreren Vögeln, Lmter ausgezeichnet schönen vollen Blatt-
gewinden im Style des zwölften Jalnhunderts angebracht
sind.
Auch die Arbeiten der Goldschmiedekunst, mit
denen die Kirchen iiberreich geschmückt Wurden, kamen
häulig im Wege des Handels oder durch Geschenke aus
dem byzantinischen Reiche, oder zeigen doch durch grie-
chische oder gräcisirende Beischriften oder durch ihren Styl
einen byzantinischen Einfluss. Die Schätze der Domstifter
bewahren, ungeachtet der Zerstörung unzähliger dieser
kostbaren Kunstwerke, noch Vieles der Art. Als Beispiele
dafür sind zunächst die berühmte goldene Altartafel Hein-
richs IL, ehemals im Dom zu Basel, jetzt im Museum
des Hotels Cluny in Paris, deren lateinische Inschrift mit
schwerfälliger Gelehrsamkeit auch griechische Worte auf'-