Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 2)

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Plastik. 
hier gewöhnlich kurz, alle feineren Theile, Hände und 
Füsse, Mund, Nase und Auge überinässig gross, die Be- 
wegungen heftig rmd mit einem Streben nach Ausdruck 
und Bedeutung gegeben, sie sind daher in allen Bezie- 
hungen von byzantinischen Arbeiten verschieden, an welche 
man höchstens in der Behandlung der Gewandfalten einen 
Anklang findet. Dabei beweist aber die zierliche Ausar- 
beitung der mit Akanthus und ähnlichen antiken Orna- 
menten verzierten Ränder, dass die plumpen Formen der 
Gestalten weniger dem Mangel an technischem Geschick, 
als- dem noch unklaren Bestreben nach Wahrheit und Ge- 
fühlsausdruck zuzuschreiben sind. Am Schlusse der Epoche 
wird endlich auch auf diesem Gebiete die phantastische 
Richtung und die günstige Einwirklmg des architektoni- 
schen Styles bemerkbar, wie dies unter anderen die Reliefs 
eines Evangeliariunls der Würzburger Bibliothek (M. perg. 
theol. in fol. nro. 67] beweisen, in welchen mehrere 'l'hiere, 
das Lamm mit dem Schwein , dem Bär, dem Löwen und 
mehreren Vögeln, Lmter ausgezeichnet schönen vollen Blatt- 
gewinden im Style des zwölften Jalnhunderts angebracht 
sind. 
Auch die Arbeiten der Goldschmiedekunst, mit 
denen die Kirchen iiberreich geschmückt Wurden, kamen 
häulig im Wege des Handels oder durch Geschenke aus 
dem byzantinischen Reiche, oder zeigen doch durch grie- 
chische oder gräcisirende Beischriften oder durch ihren Styl 
einen byzantinischen Einfluss. Die Schätze der Domstifter 
bewahren, ungeachtet der Zerstörung unzähliger dieser 
kostbaren Kunstwerke, noch Vieles der Art. Als Beispiele 
dafür sind zunächst die berühmte goldene Altartafel Hein- 
richs IL, ehemals im Dom zu Basel, jetzt im Museum 
des Hotels Cluny in Paris, deren lateinische Inschrift mit 
schwerfälliger Gelehrsamkeit auch griechische Worte auf'-
	        
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