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Sculptur.
Ueberdies scheinen gerade solche kleineren Arbeiten aus
byzantinischen, oder vielleicht auch aus frühen italienischen
Werkstätten, häulig durch den Handel in die nordischen
Länder gekommen zu sein, wenigstens finden sich hier
zahlreiche Elfenbeinschnitzwerke, welche der Antike noch
sehr nahe stehen und zugleich eine Gewandtheit der Tech-
nik zeigen, die wir bei den klösterlichen Arbeiten aus der
Frühzeit dieser Epoche nicht voraussetzen dürfen. Dahin
gehören unter anderen einige Reliefs in der Würzburger
Universitätsbibliothek, zum Theil mit griechischen Bei-
Schriften, auf denen die heiligen Gestalten in guten Pro-
portionen und mit sehr reinem Faltenwurf, zum Theil auch
in byzantinischer Tracht gegeben und unter Schirmdächer
von feinster liligranartiger Ausarbeitung gestellt sind k];
dahin ferner ein ausgezeichnet schönes Relief in der Samm-
lung des Professors von Beider in Bamberg, auf welchem
über der Kuppel des das Grabgewölbe Christi darstellenden
Tempels ein Baum mit tiefausgearbeitetem Laube und Vö-
geln in seinen Zweigen aufsteigt, wie Waagen im) mit
Recht sagt, an Schönheit der Erfindung, Reinheit der For-
men und Feinheit der antiken Gewandmotive ein kleines
Wunder. Sie alle dürften byzantinischen Ursprungs und
dem sechsten bis achten Jahrhundert angehörig sein. Da-
gegen scheint eine Maria mit dem Kinde von ausgezeich-
neter Schönheit und Freiheit der Behandlung an einem mit
sehr rohen Miniaturen versehenen Evangeliarium der städ-
tischen Bibliothek in Leipzig, und der sehr reiche Schmuck
3') Ausser dem Relief mit dem Martyrium des heiligen Kilian ist
das mit Christus, Maria und Johannes dem Täufer und das mit dem
die Jungfrau verehrenden heiligen Nicolaus (Ms. perg. theol. in fol.,
Nro. 66 und Nro. 68) zu nennen. Vgl. Waagen, K. und K. W. in
Deutschland, I, S. 369.
Waagen
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