Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 2)

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Wandmalerei. 
Inhalte nach dieser Gegend und spätestens der ersten Hälfte 
des zwölften Jahrhunderts angehört ü). In kunsthistori- 
scher Beziehung giebt es einen ferneren Beweis, dass der 
starre, byzantinisireilde Styl in diesen nordischen Gegenden 
nicht vorherrschte. Die Darstellungen des 'l'eppichs zeigen 
vielmehr, wie die angelsächsischen Miniaturen, einen ent- 
schiedenen, dreisten Naturalismus; bei einer grossen Roh- 
heit der Zeichnung in den feineren Theilen, welche freilich 
durch die Art der Arbeit gesteigert ist, sind doch die Her- 
gänge sehr lebendig aufgefasst, die Motive naiv und be- 
zeichnend, die Bewegungen dreist und richtig verstanden. 
Besonders sieht man den ritterlichen Hergängen an, dass 
der Zeichner mit ihnen vertraut war und sie mit Vorliebe 
behandelte; die Kämpfe, die Erstürmung von Schlössern, 
die Eile reitender Boten, deren Hiegendes Haar vom Winde 
rückwärts gewendet ist, weiss er sehr gut zu schildern. 
Dieser 'l'eppieh, wie er überhaupt ein überaus reiches 
Material für Culturgeschichte und Kostüm giebt, gewährt 
uns auch eine Anschauung über die Anwendung der 
Wandmalerei in England. Bei dem Begräbniss König 
Edwards sind nämlich die Säulen, auf denen die Kirche 
ruhet, sämmtlich und zwar an Stämmen und Kapitälen 
Verschiedenfarbig; selbst die acht Fenster, welche in glei- 
chen Abständen, aber (wie wir es in Bauten dieser Epoche 
so oft finden] in grösserer Zahl, als die darunter stehenden 
fünf Arcaden, angebracht sind, haben abwechselnde Farben, 
bald gelb, bald blau, und scheinen mithin von gefärbtem 
Glase gewesen zu sein; dagegen sind die Wände dazwi- 
schen weiss gelassen. Dies erklärt sich auch sehr leicht, 
4') Es ist zweimal in vortreiilichen, farbigen Darstellungen edirt; 
das eine Mal auf Kosten der brittischen Alterthumsgesellschaft durch 
den für eine solche Aufgabe vorzugsweise geeigneten Zeichner Stothard, 
später in AchilleJubinal, Tapisseries historiees, Paris 1838.
	        
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