Wandmalerei.
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an Denkmälern der Wandmalerei ersetzen muss. Diese
höhere Gattung wurde, wie wir aus den schriftlichen Be-
richten wissen, gerade in dieser Epoche vielleicht mehr wie
in irgend einer anderen Zeit geübt; Fast jede grössere
Kirche war damit geschmückt k]; allein nur überaus-We-
niges ist davon erhalten. Eine vollkommencre Gleichheit
des Styls mit dem der Miniaturen dürfen Wir nicht anneh-'
men. Bei kleinen Dimensionen konnte man sich manches
erlauben, manche Versuche wagen, die sich bei grösseren
VVerken von selbst verboten, auch ältere oder byzantinische
Vorbilder benutzen, die man für jene nicht zur Hand hatte.
Man musste sich daher bei (liesen einfacher verhalten.
Dies bestätigen auch die wenigen auf uns gekommenen
Ueberreste Wg). Die Technik ist die allcreinfachstc, blosse
Zeichnung ziemlich schlicht und geradlinig in dicken,
schwarzen Umrissen, ausgefüllt mit gleichmässig aufgetra-
genen Farben, ohne Schattirung und Mittcltöne. Uebrigens
Waren die Verhältnisse der Gestalten kolossal, die histo-
rischen Darstellungen figurenreich, so dass die Ausschmü-
ckung so vieler und ganzer Kirchen eine grosse Uebung
und Gewandtheit bei den Malern voraussetzt. Von der
Anordnung solcher umfassenden Wandmalereien kann uns
eine noch vor dem zwölften Jahrhundert verfasste Beschrei-
bung der Klosterkirche von Benedictbeuern einige An-
schauung geben. An den VVänden des Langhauses Waren
m) Zahlreiche Nachrichten dieser Art sind bei Fiorillo, G. d. z.
K. in Deutschland, und bei Emeric David, Histoire de 1a peinture au
moyen age, und nach diesen in Kuglefs Handb. d. Gesch. d. Mal. 2.
Ausg. I, 126 ff. zusammengestellt, worauf ich verweise.
i?) Solche Ueberreste sehr früher, wahrscheinlich aus dem elf-
ten Jahrhundert stammender Malereien befanden sich noch vor etwa
15 Jahren in einem jetzt abgebrochenen Thurme des Doms zu Hildes-
heim. Herr Dr. Kratz daselbst besitzt Fragmente und Copien dieser
Malereien.