Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 2)

Einfachheit 
des 
häuslichen 
Lebens. 
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Genüge , dass es noch sehr einfach , anspruchslos und selbst 
roh war. Die altrömische Civilisation, welche unter der 
Herrschaft der Ost- und vVestgothexi noch bestand und 
deren Vortheile diesen verständigen Barbaren einleuchteten, 
war durch _die späteren Jahrhunderte mehr und mehr zer- 
stört, und altgcmianisches Herkommen, kriegerische VVild- 
heit und kirchliche Strenge wirkten gemeinschaftlich jeder 
Hinneigilng zu milden oder gar weichlichen Sitten entgegen. 
Selbst die einfachsten Bequemlichkeiten, die in Byzanz 
längst hergebracht waren, z. B. der Gebrauch der Gabeln 
beim Essen i?) wurden verschmäht und galten als sündliehe 
Ueppigkeit. Vielmehr nahm das Leben, besonders auch 
durch die bei der Bildung des Ritterthulns verwaltenden 
lariegiarischen und religiösen Gedanken, eine strengere Hal- 
tung und rauhere Formen an. 
Auch die Tracht war sehr einfach und im WVescnt- 
lichen noch dieselbe wie im karolingischeil Zeitalter, eine 
Mischung römischer und fränkischer Kleidung; die römische 
durch den Gürtel gefaltete Tunica, ein längerer oder kür- 
zerer Mantel durch die Fibula auf der Brust zusammen- 
gehalten, fränkische Strümpfe oder Hosen , Schnürstiefeln, 
runde Schilde und der lederne Hamisch Waren ihre Wesent- 
Ü Petrus Damianus (De institutione moniali, cap. XI. Opuscula 
Pars III.) führt unter anderen Beispielen sündlicher, und durch gött- 
liche Strafen geahndeter Ueppigkeiten auch eine Gemahlin eines Her- 
zogs von Venedig, eine Byzantinerin (Constantinopolitanae urbis civem) 
an, welche die Speisen nicht mit ihren Händen berührte, sondern sie 
von ihren Eunuchen klein schneiden liess und mit gewissen goldenen 
und zweizahnigen Gabelchen (quibusdam furniculis aureis atque biden- 
tibus) zum Munde führte. Man sieht also, dass dieser Gebrauch der 
Gabeln zur Zeit des Petrus  1072] im Abendlande unbekannt war. 
Petrus nennt den Gemahl der Herzogin nicht, die Art, wie er der Sache, 
erwähnt, lässt aber keinen Zweifel, dass er von einer Zeitgenossin 
sprißht, wie denn auch der Chronist Dandolo im 14. Jahrh. die That- 
sache ohne Weiteres auf die Gemahlin des Herzogs Dominieus Sylvo 
bezieht (Murat. Scr. rer. It. XII. p. 947).
	        
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