Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 2)

Angelsächsische 
AKunSt. 
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treffen. Hier werden die Darstellungen, ungeachtet ihrer 
anspruchslosen Technik, wahrhaft ergreifend. Auch sie 
sind sehr ßgurenreich, aber es ist nichts Müssiges darin, 
alles rioller Gedanken und Leben. Man erstaunt, Wie sehr 
dem Künstler ohne eigentliches Studium die schwierigsten 
Körperbewegungen gegenwärtig sind. Der Teufel, der eine 
Frau bei den Haaren zu Boden zieht, sein Knie in ihre 
Knie gestemmt (f. 56 des ersten Psalters), der Eilgel, 
Welcher die Iläuser der Ungerechten mit dem Hammer 
zerschlägt (f. 50), die fliegenden Engel, welche die Glorie 
des Herrn stützen (f. 29], der Gerechte, Welcher trotz 
herabreissender Teufel, von Engeln gehoben und empfan- 
gen, zum Himmel aufsteigt (f. 17), sind wirklich ausge- 
zeichnete Gestalten. Die Worte des Psalmisten: Omnes 
gentes plaudite manibus, sind aufls Reichste commentirt; 
wir sehen die Stadt des Herrn, zu der von allen Seiten 
die Schaaren der Völker ziehen, wir sehen ihre Führer 
mit gen Himmel gerichtetem Haupte die Hände zum Bei- 
fallsklatschen erhoben. Auch die Thiere, namentlich Pferde 
und Hunde, sind höchst lebendig. Die Schlankheit der Ge- 
stalten könnte zu der Annahme eines byzantinischen Ein- 
flusses führen; auch deuten die Geräthe, z. B. die Tische 
mit ihren Löwenfüssen, die Gebäude mit flachen Dächern 
und Kuppeln auf Kenntniss antiker oder byzantinischer 
Formen hin. Aber vorherrschend ist die Beobachtung des 
Lebens, die eigene Empfindung. Auch ist die Tracht mei- 
stens die gleichzeitige des Zeichners; wir erkennen, dass 
die Fiisse der Gestalten mit kreuzweise gelegten Bändern 
bekleidet sind; bei der Darstellung David's unter seinen 
Spielleuten (f. 30 in dem zweiten Psalter) findet sich nicht 
bloss ein Violinist, sondern auch ein Jongleur, der Messer 
und Kugeln wirft. Die 'l'euf'el, mit Hörnern, Krallen, Flü- 
geln und starken Stumpfnasen, sind mit wechselnder Cha-
	        
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