Angelsächsische
AKunSt.
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treffen. Hier werden die Darstellungen, ungeachtet ihrer
anspruchslosen Technik, wahrhaft ergreifend. Auch sie
sind sehr ßgurenreich, aber es ist nichts Müssiges darin,
alles rioller Gedanken und Leben. Man erstaunt, Wie sehr
dem Künstler ohne eigentliches Studium die schwierigsten
Körperbewegungen gegenwärtig sind. Der Teufel, der eine
Frau bei den Haaren zu Boden zieht, sein Knie in ihre
Knie gestemmt (f. 56 des ersten Psalters), der Eilgel,
Welcher die Iläuser der Ungerechten mit dem Hammer
zerschlägt (f. 50), die fliegenden Engel, welche die Glorie
des Herrn stützen (f. 29], der Gerechte, Welcher trotz
herabreissender Teufel, von Engeln gehoben und empfan-
gen, zum Himmel aufsteigt (f. 17), sind wirklich ausge-
zeichnete Gestalten. Die Worte des Psalmisten: Omnes
gentes plaudite manibus, sind aufls Reichste commentirt;
wir sehen die Stadt des Herrn, zu der von allen Seiten
die Schaaren der Völker ziehen, wir sehen ihre Führer
mit gen Himmel gerichtetem Haupte die Hände zum Bei-
fallsklatschen erhoben. Auch die Thiere, namentlich Pferde
und Hunde, sind höchst lebendig. Die Schlankheit der Ge-
stalten könnte zu der Annahme eines byzantinischen Ein-
flusses führen; auch deuten die Geräthe, z. B. die Tische
mit ihren Löwenfüssen, die Gebäude mit flachen Dächern
und Kuppeln auf Kenntniss antiker oder byzantinischer
Formen hin. Aber vorherrschend ist die Beobachtung des
Lebens, die eigene Empfindung. Auch ist die Tracht mei-
stens die gleichzeitige des Zeichners; wir erkennen, dass
die Fiisse der Gestalten mit kreuzweise gelegten Bändern
bekleidet sind; bei der Darstellung David's unter seinen
Spielleuten (f. 30 in dem zweiten Psalter) findet sich nicht
bloss ein Violinist, sondern auch ein Jongleur, der Messer
und Kugeln wirft. Die 'l'euf'el, mit Hörnern, Krallen, Flü-
geln und starken Stumpfnasen, sind mit wechselnder Cha-