Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 2)

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Miniaturmalerei. 
Allerdings sind diese Miniaturen keinesweges so pracht- 
voll wie die des Festlandes; Gold ist selten und schwach 
angewendet, die Initialen und Randverzierungen sind mit 
einem Anklange an irische Kunstweise steif und ärmlich 
behandelt, die Farben dünn und sparsam aufgetragen. Auf 
diesen ornamentistischen Theil ist also wenig Sorgfalt ver- 
wendet; die Rücksicht auf glänzende Ausstattung der hei- 
ligen Bücher, die auf dem Continente von-herrschte, ist fast 
ganz verschwunden. Die Zeichnungen sind blosse Illustra- 
tionen des Textes, Welche ohne Einrahmung und Abschluss 
in grösseren oder kleineren Lücken der Schrift, offenbar 
wenn Schreiber und Zeichner nicht identisch Waren nach 
gemeinsamer Ueberlegung, eingerückt sind. In eigentlich 
technischer Beziehung machen sie geringe Ansprüche; es 
sind leichte, sehr (lilettailtische Federzeichnungen, zuweilen 
leicht angetuscht, meistens aber blosse Umrisse in ver- 
schiedenen, den Gegenständen entsprechenden Farben. Die 
Figuren sind von übermässiger Länge, die Berge durch 
wunderliche Schnörkel angedeutet, die Linien oft unsicher, 
wie mit zitternder I-Iand gezogen; das Ganze ist Skizzen- 
haft behandelt. Die Farben geben nur eine leichte Andeu- 
tung der Natur. Die Umrisse der Köpfe sind schwarz- 
braun, wie die der Baumstämme, andere nackte Körper- 
thcile roth, die Blätter der Bäume blau, die Gewänder rund 
andere Nebendinge wechselnd gefärbt. Man sieht oft, dass 
der Zeichner die Farbe, welche er gerade in der Feder 
hatte, soviel wie möglich benutzt hat; auf einzelnen Blät- 
schrift der Pariser Bibliothek (Msc. lat. Nro. 943) gehört zwar hieher, 
ist aber, wie er sie auch schildert, eine der schwächeren Arbeiten. 
Einige in England vorfindlinhe sind von ihm daselbst I, 138, und II, 
27, 441, 515, 533 erwähnt, jedoch eigentlich nur in Beziehung auf 
ihre allerdings sehr mangelhafte Technik. Zu meiner Freude stimmt 
indessen dieser bedeutende Kenner der Miniaturen nach mündlichgr 
Aeusserung jetzt auch über den Werth der Onmpositionen mit mir überein.
	        
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