Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 2)

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Miniaturmalerei 
ein Codex, vom Anfange des zwölften Jahrhunderts und 
aus dem südlichen Frankreich stammend und die Apokalypse 
nebst dem Propheten Daniel enthaltend h), zeigt in der 
malerischen Ausstattung dieser mystischen Bücher, dass 
auch hier der erfinderische Geist sich regte und besonders 
an phantastischen Gegenständen Gefallen fand. Im Ganzen 
nehmen wir also hier denselben Entwickelungsgang bei ge- 
ringerer Production wahr. 
Eigenthümlichei- erscheint die Kunst der Miniaturen in 
England. Die angelsächsische Kirche hatte zwar die Ober- 
herrschaft des Papstes anerkannt, aber doch eine grössere 
Selbstständigkeit und ein mehr nationales Element bewahrt, 
als die Kirchen der anderen Länder. Obgleich auch aus 
ihrem Schoosse bedeutende Gelehrte hervorgingen, und bei 
den Angelsachsen wie bei den Irländern Pilgerfzihrten nach 
Rom zur Sitte geworden waren, konnte doch die Latinität 
nicht in dem Maasse wie bei den Völkern des Festlandes 
das Nationalgefühl unterdrücken. Die Landessprache blieb 
auch Kirchcnsprache, die heiligen Schriften wurden in Ue- 
bersetzungen verbreitet, das Trauformular war angelsäch- 
sisch und selbst die Messe wurde nie ganz in lateinischer 
Sprache gehalten im]. Daher erhielt sich denn der von Ir- 
land her eingeführte und einheimisch gewordene Kunststyl 
lange unverändert. Seit der Regierung König Aethelstaifs 
(924  941) erhob sich indessen unter der Geistlichkeit 
eine Partei, welche strengere Kirchendisciplin durch engeres 
Anschliessen an den römischen Stuhl zu erreichen strebte, 
und der es, besonders durch die WVirksamkeit des eifrigen 
Erzbischofs Dunstan, gelang, die Beuedictinerregel in den 
englischen Klöstern einzuführen und diese mit den Klöstern 
Waagen , 
Paris. 
272. 
Gesch. 
Lapp enberg , 
England I, 
196.
	        
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