482
Miniaturmalerei
ein Codex, vom Anfange des zwölften Jahrhunderts und
aus dem südlichen Frankreich stammend und die Apokalypse
nebst dem Propheten Daniel enthaltend h), zeigt in der
malerischen Ausstattung dieser mystischen Bücher, dass
auch hier der erfinderische Geist sich regte und besonders
an phantastischen Gegenständen Gefallen fand. Im Ganzen
nehmen wir also hier denselben Entwickelungsgang bei ge-
ringerer Production wahr.
Eigenthümlichei- erscheint die Kunst der Miniaturen in
England. Die angelsächsische Kirche hatte zwar die Ober-
herrschaft des Papstes anerkannt, aber doch eine grössere
Selbstständigkeit und ein mehr nationales Element bewahrt,
als die Kirchen der anderen Länder. Obgleich auch aus
ihrem Schoosse bedeutende Gelehrte hervorgingen, und bei
den Angelsachsen wie bei den Irländern Pilgerfzihrten nach
Rom zur Sitte geworden waren, konnte doch die Latinität
nicht in dem Maasse wie bei den Völkern des Festlandes
das Nationalgefühl unterdrücken. Die Landessprache blieb
auch Kirchcnsprache, die heiligen Schriften wurden in Ue-
bersetzungen verbreitet, das Trauformular war angelsäch-
sisch und selbst die Messe wurde nie ganz in lateinischer
Sprache gehalten im]. Daher erhielt sich denn der von Ir-
land her eingeführte und einheimisch gewordene Kunststyl
lange unverändert. Seit der Regierung König Aethelstaifs
(924 941) erhob sich indessen unter der Geistlichkeit
eine Partei, welche strengere Kirchendisciplin durch engeres
Anschliessen an den römischen Stuhl zu erreichen strebte,
und der es, besonders durch die WVirksamkeit des eifrigen
Erzbischofs Dunstan, gelang, die Beuedictinerregel in den
englischen Klöstern einzuführen und diese mit den Klöstern
Waagen ,
Paris.
272.
Gesch.
Lapp enberg ,
England I,
196.