Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 2)

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Miniaturmalerei 
Wangen neben der bräunlichen oder grünlichen Schattirunlg 
des Fleisches durch einen derben Punkt anzudeuteln. Aber 
sie werden doch wieder pastoser und geben in Verbindung 
mit der reichlich angewendeten Vergoldung den Eindruck 
der Pracht und eines frischen, gesunden WVohlgefallens an 
kräftiger und harmonischer Färbung. In den Initialen kommt 
zuweilen noch die karolingische Verzierungsweise mit Bal- 
ken und Riemengeflechten und (lann ungeschicktei- und 
matter angewendet vor; mehr und Lmehr werden sie aber 
aus pflanzcnähnlichen Rankengewvinden mit eingemischten 
'l'hiergestalten gebildet, ähnlich den Ornamenten der Kapi- 
täle und von kühnerem Schwunge der Linie als diese. 
Hier macht sich denn auch das phantastische Element, das 
durch jene byzantinisirende Richtung zurückgedrängt war, 
wieder und in viel lebendigercr Wfeise wie in den iri- 
schen oder karolingischen Miniaturen geltend. Verbindungen 
menschlicher und thierischer Theile, eigenthümliche, an- 
regende Stellungen und Wendungen von Schlangen, Hun- 
den, Vögeln sind schon jetzt gewöhnlich und unendlich 
variirt. Ueberhaupt regt sich die erlindende Thätigkeit 
nun viel kräftiger und tritt nicht selten Wirklich sinnreich 
und bedeutend hervor. Aber freilich hat sie noch nicht 
gelernt, sich der Natur zu unterwerfen, von der vielmehr 
die Behandlung oft auch in den auffallendsten und ohne 
Schwierigkeit wiederzugebenden Eigenthümlichkeiten ab- 
weicht. Der Erdboden ist niemals einfarbig grün oder 
bräunlich gehalten, sondern durch buntfarbige, blaue, grüne, 
rothe Klumpen, wie durch bunte Steine, repräsentirt, das 
Haupthaar, meist roth oder grün oder auch wohl gelb, 
wird in manchen Handschriften stets durch mehrere pe- 
rückenartig und ganz symmetrisch über einandergestcllte 
Lagen versinnlicht, die einzelnen Theile des Körpers er- 
halten, wo die Darstellung des Nackten unvermeidlich War,
	        
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