Die
Zeit
Heinriclfs
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Farbe, denn es ist dieselbe, Welche auch auf Gewändern
vorkommt und offenbar beabsichtigt ist. Auch die Zeich-
mmg ist zwar fester, aber conventionell, halbverstandenen
Vorbildern ohne Rücksicht auf die Natur nachgeahmt. Die
Gestalten sind meist lang und hager, die Köpfe zum Theil
greisenhaft, mit eingefallenen WVangen und stark hervor-
tretenden Backenknochen, zuweilen auch in ganz rundem,
mathematisch geregeltem Oval, die Augen gross und starr,
die Bewegungen eckig, mit steifer Zierlichkeit oder mit.
kindischem Ungeschick; die Gewänder mit feingestrichelten
Falten bedeckt, welche nach Art der antiken Sculpturen die
Körpertheile bezeichnen sollen, aber der wahren Gestalt
der Glieder nicht entsprechen oder sie doch vereinzelt und
ohne richtige Verbindung Wiedergeben. Der Ausdruck ist
fast immer derselbe; er soll durch WVürde und Ernst im-
poniren, verleiht aber den Gestalten etwas Leichenhaftes
oder Verzerrtes. Ebenso sind die Beiwerke ohne alle Rück-
sicht auf ihre natürliche Gestalt, bloss in unvollkommener
Nachahmung ihrer herkömmlichen, durch die antike Plastik
influirteil Darstellung gebildet, die Bäume wie Pilze mit
breiten, schaufelartigen Aesten ohne Blätter, die Gebäude
mit wunderlichen Kuppeln gedeckt, die 'l'hiiren und Säulen-
gänge nach südlicher Weise mit Vorhängen versehen, die
Sessel und Fussschemel in falscher Perspective. S0 machen
diese iiliniaturen allerdings einen ähnlichen Eindruck wie
die byzantinischen, nur dass sie roher sind und den Ueber-
rest antiker Hoheit, den diese noch hatten, verloren haben.
Der Ursprung dieser Manuscripte aus der Zeit Hein-
richls II. ist unzweifelhaft festgestellt, sie enthalten meistens
eine Widmung des Kaisers oder doch Erwähnung seiner
und seiner Gemahlin in einer Weise, welche dieselben als
Lebende voraussetzt de). Griechische Bezeichnungen kommen
in
In
dem
Codex
der
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bei
Jaeck.
Nro.
311
jetzt