Die
Zeit
der
Ottonen.
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Wege gedruckt zu sein scheinen. Höchst Wahrscheinlich
war dies ein byzantinisches Fabrikat, das an die Stelle des
purpurfarbigen Pergaments, dessen man sich in der karo-
lingischen Epoche bediente, getreten War; wie denn die
Ehestiftungsurkunrle Ottois II., jetzt im herzoglichen Archiv
zu Wolfenbüttel, ganz auf ähnlich verziertem Pergamente
geschrieben ist. Dieselbe Gleichzeitigkeit einer älteren
abendländischen und einer byzantinisirenden Kunstweise
finden wir in einem, unter Otto"s II. Regierung geschrie-
benen und mit den Porträts der drei ersten Könige des
sächsischen Hauses geschmückten Evangeliarium der kö-
niglichen Bibliothek zu Paris An diese Miniaturen
reihet sich ein Diptychon in Elfenbein, das jetzt im Mu-
seum des Hotel Cluny zu Paris bewahrt wird, auf Wel-
chem Otto und Theophanu im byzantinischen Kostüm dar-
gestellt und mit Beischriften versehen sind, die Wieder eine Mi-
schung von lateinischen und griechischen Buchstaben enthalten.
Dass dieser Einfluss des Byzantinischen aber nicht bloss
auf einer Nachgiebigkeit gegen die Kaiserin Theophanu,
sondern auf allgemeineren Ursachen beruhete, zeigt sich da-
durch, dass er sich erst unter dem Nachfolger der Ottonen,
unter Heinrich II. , der aus einer Nebenlinie des sächsischen
Hauses stammend, mit jener bereits längst verstorbenen
Fürstin nicht blutsverwandt War, weiter verbreitete. Wir
besitzen noch eine Reihe der zahlreichen und prachtvoll
ausgestatteten Codices, welche auf Veranlassung dieses
Kaisers oder doch unter seiner Regierung für das Domstift
zu Bamberg, seine begünstigte Stiftung, geschrieben wur-
den, und theils noch jetzt in Bamberg x03) bewahrt werden,
Waagen a. a. O. S. 266. Die Bildnisse stellen Heinrich und
zwei Ottonen dar, und sind, da auch der zweite (Otto junior) schon
Imperator Augustus genannt ist, nach dem Tode Otto's I. gefertigt.
m] Vgl. Waagen, K. u. K. W. in Deutschland, I, S9 ff.