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Miniaturmalerei.
durch das Buch selbst beglaubigter Tradition, von dem
kaiserlichen Ehepaare geschenkt war. Wie jener verlorene
Codex, den ebenfalls Otto II. dem Dome zu Magdeburg
geschenkt hatte de), ist auch dieser mit den Bildnissen des
Kaisers und der Kaiserin geschmückt. Schon in den Bei-
schriften der Miniaturen zeigen sich Spuren griechischen
Einflusses. Auf dem Titelblatte zum Evangelium des Lucas
sind Goldmünzen des Kaisers Constantin mit ihren grie-
chischen Inschriften nachgemalt. Bei der Darstellung der
Hochzeit zu Cana sind die W asserkrüge mit dem griechi-
schen, aber zum Theil mit lateinischen Buchstaben ge-
schriebenen Worte Hygriae, auf dem Titelblatte ist der
Erlöser, mit der, griechischen Ursprung verrathenden Bei-
Schrift: Regnator Olympi, bezeichnet. Wir entnehmen
schon hieraus, dass nicht Griechen, sondern lateinisch ge-
bildete Deutsche, aber mit Benutzung griechischer Origi-
nale, daran gearbeitet haben. Dies bestätigen auch die
zahlreichen Malereien. Sie lassen drei Hände erkennen;
die eine, von der die vorderen Blätter und zum Theil auch
die Bilder der Evangelisten herrühren ist), ist schon geübt
im byzantinisirenden Style, eine zweite giebt ungemein rohe
Zeichnung mit gelber, eine dritte etwas bessere mit rötli-
licher Carnation. Wir erkennen also eine Schule, die sich
heranbildet, und in der einige im neuen Style völlig geübt,
andere noch durch die alte Gewohnheit gehemmt sind.
Eigenthümlich sind auch die teppichartigeil Muster der un-
beschriebenen Blätter, welche die verschiedenen Evangelien
trennen, und die nicht gemalt, sondern auf mechanischem
4') Ohronicon Magdeburgense ap. Meibom. Scr. Rer. Germ. T. II,
p. 276. Librum ex auro et gemmis imaginem ipsius et Theophaniae
conjugis ejus continentem donavit. Vgl. Fiorillo I, p. 73.
M] Namentlich der greise Johannes, der mit weissem Barte, dun-
kelem Gesichts und tiefliegenden Augen die beabsichtigte Wirkung sehr
wohl hervorbringt.