Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 2)

auf 
dem 
Festlande. 
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Grunde, welcher den einfachen Naturalismus der karolin- 
gischen Figurenmalerei neben den künstlich gestalteten Ara- 
besken nicht mehr duldete. Allein zunächst führte dies 
noch keinesweges zu günstigen Resultaten. Der Anblick 
jener schematischen Gestalten schwächte das Naturgefühl, 
die Hand des Zeichners, an die phantastischen Verschlin- 
gungen und die künstliche Linienführung der Initialen ge- 
wöhnt, strebte auch bei den Figuren unwillkürlich nach 
einer ähnlichen Häufung und Verschnörkelung der Linien. 
Dazu kamen andere ungünstige Umstände. Die Schulen 
karolingischer Stiftung in Frankreich verfielen während der 
Unruhen, die den Sturz des karolingischen Hauses beglei- 
teten, die Pflege der Bildung ging nach Deutschland über, 
unter ein roheres, von den Mittelpunkten antiker Kunst 
weiter entferntes Volk. Zwar erwachte gerade hier ein 
grosser Eifer für Wissenschaft und Kunst, aber auch diese 
neu beginnende und unreife Gelehrsamkeit steigerte die 
Verwirrung der Vorstellungen, indem sie dunkele Begriffe 
ohne klare Anschauung gab, von der Natur ableitete, die 
Kritik gegen den bisherigen rohen Naturalismus erweckte, 
ohne ein festes neues Princip zu gewähren. Man suchte nach 
grossartigen Motiven, man wollte die Würde altchristlicher 
Typen wiedergeben, wurde aber, weil man der nöthigen 
Naturanschauungen zum Verstäudniss dieser Vorbilder ent- 
behrte, durch dieselben nur immer mehr irre geleitet, und 
kam nur zu gewaltsamen Verrenkungen und Formen, die 
der Natur widersprachen. Einen Belag für diesen Hergang 
giebt unter Anderem ein Evangeliarilun der Universitäts- 
bibliothek zu Würzburg, das für den dortigen Bischof 
Heinrich (980  1018] gefertigt ist St). Von einem by- 
zantinischen Einfluss ist hier noch keine Spur. Die Far- 
w) 
geben. 
IV. 
dies die gleichzeitigen, 
th. fol. Nro. 66. 
VOU] 
eingeschriebenen Verse 
30
	        
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