Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das eigentliche Mittelalter (Bd. 4 = [2], Bd. 2, Abth. 2)

462 
Irische 
Miniaturmalerei 
Festlande nicht bloss wegen ihrer Frömmigkeit, sondern 
auch wegen ihrer Gelehrsamkeit und Kunstfertigkeit 2:) 
geachtet; man behielt sie daher in den Klöstern, welche 
sie besuchten, gern zurück, namentlich als Lehrer (ler 
Musik, der mathematischen Xvissexischaften M) und vor 
Allem der Sehreibeknilst, für Welche sie besonders berühmt 
Waren. In St. Gallen, einer irischen Stiftung, wurde im 
neunten Jahrhundert der Irländer Moengal, der auf seiner 
Pilgerschaft hier zurüekblieb, der Lehrer der als Künstler 
berühmten Mönche Notker und Tutilo. Von einem anderen 
Irländer, Sintram, sagt ein Chronist aus St. Gallen, dass 
die ganze VVelt diesseits der Alpen seine Finger bewun- 
dere, dass ihm Keiner in der Schreibekunst gleiche. Noch 
im elften Jahrhundert werden die Ilibernier als berühmte 
Lehrer und Schreiber genannt Mit]. In den meisten Klö- 
stern, Welche künstlerische Ansprüche machten, fanden 
Irländer Aufnahme  
Dies erklärt es vollkommen, dass jener in Irland zu so 
grosser Festigkeit ausgebildete Miniaturenstyl auch in 
Frankreich und Deutschland Eingang fand. Schon in den 
ältesten fränkischen Handschriften erkennen wir eine Nacl1- 
ahmung der irischen Arabesken  und selbst die Motive 
der karolingischen Initialen sind von ihnen entlehnt, und 
k] In der Lebensbeschreibung des heiligen Bernward werden 
schottische Gefässe (vasa scotica) als Gegenstände der Nachahmung 
genannt. 
M) Wilh. v. Malmesbury  Jabrh.) bei Erwähnung des heiligen 
Dunstan: Harem scientiarum arithxneticae, geometriae, astronomiae et 
musicae] Hibernienses pro magno policentur. 
m") Ekkehard (Pertz Monum. II, 89): Omnis orbis cisalpinus 
Sintrami digitos miratur, scriptura cui nulla, ut opinamur, par erit. 
In einem Schreiben vom Jahr 1070 (bei Keller): Famosa gens (Hiber- 
norum] scripturis atque magistris. 
1') Vgl. Lappenberg, Gesch. von England I, S. 174 H. 
H") Waagen, K. und K. W. in Paris, S. 244 und 258.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.