auf
dem
Festlande.
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Stämmen und bei der näheren Verbindung mit Italien die-
selbe in künstlerischer Beziehung nicht so selbstständig und
einseitig entwickeln konnten, wie jene einsamen Insulaner,
so waren sie doch für dieselbe, sowohl in Beziehung auf
die Eurhythmie der Linien und Farben, als für das phan-
tastische Element, empfänglich.
Seit dem siebenten Jahrhundert begannen die Mönche
der übervölkerten irischen Klöster, theils von frommem
Eifer und dem Wunsche, die heiligen Stätten zu besuchen,
theils von altnortlischer Wanderlust getrieben vereinzelt
oder in Schaaren das Abendland zu durchwandern. Die
Verderbniss der Geistlichkeit und die dadurch bedingte
Verwahrlosung des Volkes machte diese Pilger zu Mis-
sionarien und Strafpredigern, ihre Sittenstrenge erwarb
ihnen bei Grossen und Geringen Verehrung. Nicht we-
nige dieser Iren Wurden heilig gesprochen, St. Kolumban,
der als Abt von Bobbio bei Pavia starb, St. Gallus, nach
dem das berühmte schweizerische Kloster heisst, St. Kilian,
der in Franken wirkte, St. Bataldus, der Schutzpatron von
Tarent; die Grabstätten dieser Heiligen Wurden nun das
Ziel ihrer pilgernden Landsleute. Oft liessen sie sich aber
auch bestimmen, eigene Klöster zu gründen, in Gallien,
Deutschland, Italien, die sich von nun an und bis in sehr
späte Zeit aus dem Mutterlande ergänzten, und daher den
Namen der Schottenklöster erhielten. Im Laufe des zehnten
Jahrhunderts, wo die
verheerten, vermehrte
Dänen Irland
sich die Zahl
und Grossbrittannien
dieser irischen Ein-
Wanderer auf dem Continente, zu denen auch die in iri-
scher WVissenschaft und Kunst erzogenen angelsächsischen
Mönche kamen. Diese Fremdlinge waren aber auf dem
5'] Natio Scotorum, quibus consuetudo peregrinandi jam paene in
naturam conversa est. Vita S. Galli II, 47. Pertz Monum. hist.
germ. T. II, p. 30. (Neander K. G. III, p. 55.)