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Erste
Epoche.
griffen ebensowohl wie dort, dass es ihr Vortheil sei, sie
zu begünstigen. Allein dies bürgerliche Element, obwohl
eine wichtige Neuerung, nährte nicht den hier ohnehin
schwachen Keim der Ritterlichkeit, sondern trug dazu bei,
den Sinn des Landes nüchtern zu erhalten. S0 finden wir
denn auch Deutschland beim Beginne der Kreuzzüge; kein
grosser Fürst aus national-deutscher Gegend betheiligte
sich daran, und das Volk verhöhnte die durchzieheudeu
lheuzfahrer als Wahnsinnige, Welche Unlgewisses statt des
Sicheren erstrebend ihr Geburtsland thöricht verliessen k).
Freilich verhinderten alle diese Umstände nicht, dass
Deutschland sich der allgemeinen Strömung anschloss,
dass es ein lebendiges Glied des durch so viele innere
Bande zusammengehalfenen abendländischen G-eineinvvcsens
blieb. Aber es ist am Schlusse dieser Epoche nicht mehr
das vorherrschende Land , es bleibt steheir; während andere
Länder, namentlich Frankreich und England, schon im
Uebergangc zu der geistigen Richtung der folgenden Epoche
begrilfen sind. Es behält den schlichten Sinn, die klassi-
sche und theoretische Richtung, das X70rherrschen der all-
gemeinen und einfachen Verhältnisse, während sich dort ein
phantastischer Aufschwung, eine geschickte Benutzung des
Faktischen, ein Streben nach Neuerungen, eine reiche Manni g-
faltigkeit des Individuellen zeigt. VVir können diese Ver-
schiedenheit in dem Gange der Ereignisse, in dem ganzen
Ton der Geschichte dieser Länder beobachten, wir werden
sie in der bildenden Kunst wieder finden, sie zeigt sich
aber auch auf einem verwandten Gebiete, in der Poesie.
Der poetische Gebrauch der Nationalspracheil begann, wenn
wir von einzelnen metrischen Versionen der heiligen Schrift
absehen, die schon früher vorkommen, hier wie dort erst
a) Quasi
thene, V. 517.
inaudita
delirantes
stultitia
bei Mar-
Ekkehard