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Verhältniss
Zllf
englischen
Architektur.
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lein jedenfalls kam dann diesem ausländischen Formenspiel
ein einheimisches Element fördernd entgegen. Diese ge-
heimnissvoll verschlungenen Linien, welche sich, wie Wol-
kenbildungen in der Phantasie des Beschauers, in drohende
Thiergestalteil verwandeln, entsprechen offenbar der Nei-
gung für das Schauerliche, Räthselhafte, Dunkele, welche
wir bei allen germanischen Völkern Wahrnehmen, die aber
nirgends so bedeutsam und grandios auftritt, als in der
scandinavischen Göttersage. Sie sind mit den Bandver-
schlingungeil auf den Kapitälen deutscher Bauten, mit den
geradlinigen Mustern der Normandie, mit den grottesken
Gestalten aller Art verwandt, die sich bald aus Architek-
turformen entwickeln, bald aus dem Blattwerk hervordrän-
gen, und die wir im früheren Mittelalter bei allen germa-
nischen Stämmen finden, bis nach Italien hinein und bis
dahin, wo ihnen das Verwalten antiker Reminiscenzen und
das Element südlicher Klarheit eine fifällle setzte. Dass
die irischer] Ornamente (licsenl germanischen Gefühle zu-
sagten, zeigt sich auch darin , dass sie in die Fränkische
Miniaturmalerei übergingen. VVir sehen daraus, dass, un-
geachtet der V erschiedenheit des keltischen Stammes von
dem germanischen. eine ähnliche Anschauungsweise bei
beiden herrschte und über den ganzen Norden verbreitet
utar, welche sich nur nach der ilationalen Verschiedenheit
der einzelnen Gegenden gesondert gestaltet. Jene irischen
Baiidverschlixigungen sind nun eben eine dieser besonderen
Gestaltungen, bei der aber unsere Kenntniss nicht ausreicht,
um zu bestimmen, 0b sie in Irland ihren ausschliessliehen
Ursprung hatte, oder an mehreren Orten selbstständig auf'-
gekommen ist. Der sprödere Geist der scandiiravischen
Dichtung und die abweichende Bildung des Ornamentes
bei den französischen Normannen lassen indess vermnthen,
dass
IV.
diese
2.
weicheren
Formen
nicht
in
Norwegen
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ent-