Erwachen
des
ritterlichen
Geistes.
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und zukünftiger Veränderungen versetzte die Welt in eine
Spannung und Aufregung, welche allen Erzeugnissen einen
eigenthiimlichen Charakterzug verleihet.
Vorzüglich gilt dies von den romanischen Ländern.
Deutschland war von diesem neuen Geiste weniger ergriffen;
es hatte unter den Ottonen eine grosse Periode des Er-
wachens und Schnellen Erblühens so eben dmchlebt und
hing an dieser Vergangenheit. Ungeachtet des harten
Kampfes gegen die Hierarchie hatte das Königthunl hier
noch immer eine hohe Bedeutung. Es konnte augenblick-
lich erliegen, aber es blieb dem Begriffe nach bestehen,
hob sich von Zeit zu Zeit wieder in ganzer Grösse, wurde
angerufen und vorausgesetzt, griff an den entferntesten!
Stellen des grossen Reiches ein. VVie auch die einzelnen
Glieder des Volkes denken, ob sie mehr für die Kirche oder
für die Sache des Kaisers eifern mochten, stets hatten sie
das Bild einer grossen Einheit vor Augen. Selbst der
Kampf zwischen beiden Mächten, selbst das Leiden und
die Schmach der Kaiser oder der Päpste gab ein g-ross-
artiges, tragisches Schauspiel, neben dem die Leiden und
Freuden der Liebe oder des ritterlichen Lebens kleinlich er-
scheinen müssten. .Auch war das Ritterleben hier in der
That
noch
theils
ZU
roh
theils
ZU
schlicht ,
V01]
der
Pflicht
der
um
das
Römerzüge und anderer Lehnsdienste zu sehr erfüllt,
poetische Eindrücke zu geben. Besonders aber stand
Verhältniss der deutschen Nation zur Kirche der ro-
mailtischen Auffassung des ritterlichen Berufs entgegen.
Bei dem immer Wieder entbrennenden Kampfe des Kaiser-
thnms mit der Kirche musste jeder Einzelne für oder wider
Partei ergreifen, eine Mischung geistlicher und weltlicher
Elemente, wie sie dem Rittertlnnne Zlllll Grunde lag, konnte
hier nicht gedeihen. Dagegen zeigten die Städte dasselbe
Preiheitsslreben wie in Idrankreiclr, und die Finster] in'-