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Norwegen.
einheimische, der romanischen Architektur der
Länder fremdartige Geschmack damals schon
sehen war.
südlichen
im Erlö-
Die ungewöhnliche Erscheinung, welche diese Kirchen
durch das stufenweise Aufsteigen ihrer Dächer geben, hat
veranlasst, dass man sie mit byzantinischen Anlagen ver-
glichen und in ihnen bald das griechische Kreuz des Grund-
risses, bald eine, durch das Material beschränkte Nachah-
mung eines Centralsystems zu finden geglaubt hat. Man
hat dies mit den Beziehungen, in welchen diese Nordländer
theils als Söldner, theils als Handelsleute zu Konstantinopel
standen, in Verbindung gebracht, und desshalb auf einen
byzantinischen Einfluss geschlossen. Allein es ist eben so
unwahrscheinlich, dass diese Kriegs- und Handelsleute
hinreichendes Interesse für architektonische Formen gehabt
haben, um sie in ihre nordische Heimath zu verpflanzen,
als dass die abendländische Geistlichkeit sich diesen by-
zantinisirenden Neigungen eines ohnehin widerstrebenden
Volkes gefügt haben würde. Auch steht die Gestalt der
in Stein gebauten Kirchen einer solchen Annahme entschei-
dend entgegen; man kann unmöglich an einen byzantini-
schen Einfluss bei Holzbauten glauben, während die grös-
seren, in Stein errichteten Gebäude, wie wir gesehen haben,
ganz in der Weise des Abendlandes und ohne byzanti-
nische Reminiscenzen gebaut sind. Vielmehr ist die un-
gewöhnliche, gewissermaassen centrale Anlage dieser Land-
kirehen lediglich aus klimatischen und materiellen Ursachen
zu erklären. Man bedurfte der Vorhallen, theils um die
Gemeinde im Inneren gegen den Andrang der Winterluft
zu schützen, theils um den weit herbeigekommenen Kir-
chenbesuchern, welche in dem kleinen inneren Raume au-
genblicklich nicht Platz finden konnten, Schutz gegen die
Witterung zu gewähren. Man bedurfte der niedrigen Sei-